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In
tragen. Bel allen aber prägt slien mehr oder minder deutlich eine Uber
dis ganze Längsseite der Rllckenmitte verlaufende, dunkle Zickzackbinde
aus, die jederseits von einer Reihe dunkler Flecken begleitet wird. Diese
Schattieérungen sowie der deutlich vom Halse abgesetzte, an der Schnauze
abgerundete Kopf und der plötzlich vom Rumpfe sileh verjüngende, dunne,
kurze Schwanz lassen uns vermuten, daß wir in das Winterquartier
einer Kreuzottersippschaft eingedrungen sind. Ein leiser Schauer dureh-
läuft unsern Körper beim Anblick dieser Tiere, und ich kenne keine
Geschöpfe, die dem Nenschen mehr Grauen und fFurcht einflößen als
geracde die Schlangen, selbst wenn sie noch so harmlos scheinen.
Funf Exemplare finden wir. Von ihnen mißt das längste kaum
56 em. hlanchmal setzen dlese Tiere allerdings auch noch einige Zentl-
meter zu. *m Lange aber wird ihr kKörper wohl nie überschreiten.
Starr und kalt liegen sie vor uns. kein Anzeichen ist vorhanden,
das noch auf Leben schlieben laßt. Wir brechen unsern Wintergang
ab und nehmen dije Tiere mit heim. Sorgfältig richten wir hnen in
der erwarmten Stube in einer kiste ein Lager her und lassen die
Stubenwaärme auf die Erstarrten wirken, und siehe da, nach etwa sechs
Stunden erscheinen die Körper schon voller, und nicht lange wird es
dauern, so können wir auch schon die ersten schwerfälligen Bewegungen
am Schlangenlelbe wahrnehmen. Immer schneller schlägt das Herz, und
immer flinker krelsst das erwärmte Blut und bespullt und durchwärmt
das kleine Gehirn, bis dieses glelehsam auftaut und das Tier sieh
seiner selbst bewußt wird. Wunderbar, dieser Schlaf in der Welt der
Reptilion!l Nicht Nahrungsmangel etwa, sondern die herabgesetzte Luft-
warme bestimmten im herbst diese xkaltblutigen Tiero, fllr viels
Monate die Oberflache deor Erde zu verlasson. Zufällig haben wohl
diess fünf sleh in jenem günstigen Schlupfloche zusammengefunden;
denn nieht jede Höhlung kann als Schlafstätte dlenen, und ein Raum,
dessen Warme im Winter unter den Gefrlerpunkt sinkt, ist für
alle Winterschläfer dieser Art die Todeskammer. Hilerdureh, sowie durch
das Grundwasser wird die Wahl sehr beschränkt und das zufällige
Zzusammentreffen so vieler Tiere an einer gunstigen Ortliehkeit begreif.
liech. Anfangs liegen die Tiere dort in mübiger Ruhe. Futter nehmen
sie nicht mehr zu sich. Die reichllche Nahrung des Sommers hat ihren
Leib fett gemacht, und von diesem erworbenen Gut zehrt der körper
in der eisigen Nacht des Winters. Ilit der abnahme der Luftwärme
schwindet auch die höhere Temperatur hres Kkörpers. und schließlich
liegt das Tier starr und stesf, jeder Empfindung überhoben, im s0
genannten Winterschlafs. Wohl kein Traum an die verlebten Sommer-
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