Wilder aus der vaterländischen
Geschichte.
145. Die Sage.
Ludwig Bcchstein.
^)ie Sage wandelt sinnend durchs Land von Ort zn Ort
und Pflanzt in ihrem Garten der Dichtung Blumen fort.
Sie weilet in Ruinen, sie lauscht am Felsenhang,
in Hainen rauscht ihr Flüstern wie ferner Harfenklang.
Sie schwebt um stolze Burgen, sie weilt beim Halmendach,
sie thront auf Felsenstirnen, sie spielt am Waldesbach,
sie hat sich mit dem Lande so liebend treu vermählt,
daß sie fast allerorten von alter Zeit erzählt.
146. Die Nibclttngcnsligc.
Richard EchMmann.
Vorschule der Geschichte. Neubearbeitet von Fr. Zurbonsen. Berlin. 10. Ausl. S. 11.
1. Held Siegfried.
Siegfrieds Jugend. Zu Lauten am Rhein herrschte einst
Sieg mund, ein mächtiger König; der hatte einen Sohn mit Namen
Siegfried. Dieser war schon als Knabe stärker als alle andern und so
trotzig, daß ihn niemand bändigen konnte. Auch gefiel es ihm zu Hause
nicht, sondern sein Sinn stand darauf, in die weite Welt zu wandern,
um Abenteuer aufzusuchen, wie es junge Helden zu tun pflegten. Der
Vater beschloß endlich, ihn ziehen zu lassen.
Auf seiner Wanderung kam Jung Siegfried an eine Schmiede, wo
der Schmied an dem glühenden Eisen hämmerte. Bei diesem vermietete
er sich als Schmiedeknecht und forderte einen Hammer, um auf das
Eisen schlagen zu können. Alle Hämmer waren ihm aber zu leicht;
als der Schmied ihm nun den schwersten gab, hieb er das Eisen ent-
zwei und den Amboß in die Erde. Wenn nun der Meister und die
Gesellen ihn darob tadelten, schlug er wohl auf diese selbst los, daß sie