Full text: Deutsches Lesebuch für Bürgerschulen (Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj., [Schülerbd.])

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Störungen oder Unglücksfälle bei der Durchfahrt sehr selten, selbst große 
Kriegsschiffe durchfahren den Kanal ohne jede Schwierigkeit. 
So ist der Suezkanal eine der wichtigsten und bedeutendsten Wasser- 
straßen der Welt. Für fast alle seefahrenden Völker ist sie von großer 
wirtschaftlicher Bedeutung. Die Schiffe, die jährlich durch den Kanal 
fahren, befördern rund 12 Millionen Tonnen Waren; der weitaus größte 
Teil des Verkehrs liegt in englischen Händen; in zweiter Linie aber 
ist Deutschland daran beteiligt. Der deutsche überseeische Handel wird 
durch den Suezkanal erheblich gefördert und der Verkehr mit unserem 
Kolonialbesitz im fernen Osten wesentlich erleichtert. 
225. Babylonien einst und jetzt. 
Friedrich Delitzsch. 
Im Lande des einstigen Paradieses Stuttgart 1903. 8. 3. 
Umschlossen von zwei Strömen, die zu den herrlichsten der 
Welt zählen, glich das babylonische Land einem Treibhaus 
von beispielloser Üppigkeit. Überreich an Sesam und Obst 
aller Art, bildete es eine unerschöpfliche Kornkammer und einen 
Palmenwald zugleich bis hinab an die Gestade des Persischen 
Meeres. Um aber die Niederlassungen und Pflanzungen vor 
den alljährlichen Hochfluten des Euphrat und Tigris zu schützen, 
waren die Ansiedler vom ersten Anfang an zur Erbauung von 
Dämmen und Anlegung von Kanälen genötigt. Letztere teilten 
das Hochwasser der beiden Ströme und führten das befruchtende 
Naß den von der Überschwemmung nicht berührten Landes¬ 
teilen zu. Gleichzeitig ersetzten sie die Landstraßen, indem sie 
Fahrzeuge mannigfacher Art trugen. So förderten sie Handel 
und Wandel und vermittelten den Verkehr von Stadt zu Stadt, 
von Dorf zu Dorf. Babylonien war das Holland des Altertums. 
Darum sehen wir schon in sehr alter Zeit ein vielmaschiges 
Netz großer, kleiner und ganz kleiner Kanäle weithin über das 
Land sich breiten, und jeder hervorragende König war bestrebt, 
durch Pflege und Ausbau dieser Wasserstraßen seinen Namen 
bei der Nachwelt ruhmvoll und gesegnet zu erhalten. Dicht 
bevölkerte, befestigte Städte, dazu Dörfer und Weiler ohne 
Zahl bedeckten das Land, während sorgfältig abgegrenzte 
Ährenfelder und schattige Palmenhaine mit weitgedehnten 
Wiesenstrecken wechselten, auf denen große Herden von Rindern 
und Kleinvieh weideten und ruhten. 
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