Full text: [Theil 2, [Schülerbd.]] (Theil 2, [Schülerband])

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Nein, mehr als das! Mit frischem Hieb und Schwung 
Kommt er ihm vor. — So kräftig und so jung! — 
Es flieget durch die Wiese hin sein Schritt, 
Die Schwaden sinken rasch vor seinem Schnitt. 
Längst vor dir ist er an der Wiese Rand, 
O schwarzer Hildebrand! — 
Der Dunkle schäumt vor Rache und vor Zorn, 
Erschöpft eilt er zum nahen frischen Born, 
Er trinkt und trinkt, doch kühlt er nicht die Wuth, 
Er sinkt und sinkt, dem Mund entströmt das Blut, 
Todt lieget auf der schattigen Quelle Sand 
Der schwarze Hildebrand. 
Die Knechte stehen rings um ihn im Kreis, 
In Furcht erzitternd und vor Schrecken weiß; 
Der junge Paul steht hoch und frisch und schlank 
Und sagt dem Himmel stille seinen Dank. 
Rings flüstern sie: <So traf ihn Gottes Hand, 
Den schwarzen Hildebrand.' 
191. 
vor grcnzlaus. 
von den brlidern Grimm. 
deutsche sagen. Berlin 1816 und 1818. I, 375. — 2. aufl. 1865 und 1866. I, 331. 
lieber den Kluszpasz und die bergscheide hinaus vom Schachen- 
thale weg erstreckt sich das Urner gebiet am Fletschbache fort 
und in Glarus hinüber, einst stritten die Urner mit den Glarnern 
bitter um ihre landesgrenze, beleidigten und schädigten einander 
täglich, da ward von den biedermännern der ausspruch gethan: 
zur tag- und nachtgleiche solle von jedem theil frühmorgens, so¬ 
bald der hahn krähe, ein rüstiger, kundiger felsgänger ausgesandt 
werden und jedweder nach dem jenseitigen gebiet zulaufen und 
da, wo sich beide männer begegneten, die grenzscheide festgesetzt 
bleiben, das kürzere theil möge nun fallen diesseits oder jenseits, 
die leute wurden gewählt, und man dachte besonders daraus, einen 
solchen hahn zu halten, der sich nicht verkrähe und die morgen- 
stunde auf das allerfrühste ansagte, und die Urner nahmen einen 
hahn, setzten ihn in einen korb und gaben ihm sparsam zu essen und 
saufen, weil sie glaubten, hunger und durst werde ihn früher wecken, 
dagegen die Glarner fütterten und mästeten ihren hahn, dasz er 
freudig und hoffährtig den morgen grüszen könne, und dachten 
damit am besten zu fahren, als nun der herbst kam und der be¬ 
stimmte tag erschien, da geschah es, dasz zu Altdorf der schmach¬ 
tende hahn zuerst erkrähte, kaum wie es dämmerte, und froh 
brach der Urner felsenklimmer auf, der marke zu laufend, allein
	        
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