Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] ([Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]])

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als der Abend kam, gab er ihr einen blanken Friedrichsdor!) und sagte 
dazu: „Das ist dafür, daß du dein Wort treulich gehalten hast. Geh nun 
und sag es den andern!“ — Das hätte nun die Frau auch ungeheißen 
gethan vor großer Freude, und so lief sie spornstreichs?) zu den andern auf 
die Jakobswiese und zeigte ihnen, was sie bekommen haͤtle. Da sagten sie 
nter enander; „Ist uns nicht versprochen worden so viel, als Herr Andres, 
der Nachbar, gäbe, und sechsunddreißig Kreuzer mehr?“ Und damit gingen 
sie insgesamt zu dem Pachter und derlangten die Erfüllung seines Ver— 
prechens. Der aber lachte sie aus und sagte: „Ihr seid wohl verrückt? 
Ihr bekommt den gewöhnlichen Tagelohn und sechsunddreißig Kreuzer darüber. 10 
Ist das nicht genug?“ — „Mit nichten,“ sagten die Heumacher; „denn Ihr 
habt heut morgen anders gesagt.“ — Wie nun jener von einem solchen 
Ärbeitslohn nichts wissen woöͤllte und beim Wortwechsel noch obendrein arg 
schimpfte und drohte, kam die Sache vors Gericht, und das Gericht sprach 
gegen den Pachter. So mußte dieser jedem der Arbeiter einen Friedrichsdor 1 
geben und noch sechsunddreißig Kreuzer obendrein und erkannte jetzt zu spät, 
daß, — wer dem andern einen Schaden thun will, ihn auf sein eigenes 
Haupt bekommt. 
161. Sprichwörter.) 
A. a. 1. Der Mensch denkt, Gott lenkt. —2. Befiehl dich Gott; sei 
stark in Not; gieb Armen Brot; denk an den Tod. — 3. Ans Vaterland, 20 
(ns teure, schließ dich an. Das halte fest mit deinem ganzen Herzen. — 
¶. Junges Blut, spar dein Gut; Armut im Alter wehe thut. 
u LEeben ist eine Kunst; Sterben ist auch eine Kunst. — 2. Nicht 
nur erkennen, wie gering du seist, mußt du; du mußt zufrieden sein und 
freudig auch dazu. 
l 1. Auf einmal wird man nie der größte Bösewicht; allein den Grund 
dazu kann man auf einmal legen. — 2. Des Lasters Bahn ist anfangs 
zwar ein breiter Weg durch Auen; allein sein Fortgang bringt Gefahr, sein 
Ende Nacht und Grauen. 
halt deine Redi in guter Hut, denn vieles Reden thut selten s0 
gut. — 2. Alte Freunde soll man nicht verkaufen; denn man weiß nicht, 
Vie die neuen geraten. — 3. Benutze rasch den Augenblick; vergangene Zeit 
kehrt nie zurück. 
q. 1. Bis Abend glänzt kein Morgenrot; drum spare beizeiten für Alter 
und Rot. 2. Jedem Narren gefällt seine Kappe wohl; drum ist das 3 
Land von Narren so voll. 
B.. VWer licht arbeiten will, soll auch nicht essen. — 2. Wer nicht 
hören will, muß fühlen. — 3., Wer nicht votwärts geht, geht rückwärts. 
A Wer sich in Gefahr begiebt, kommt leicht darin um. — 6. Wer besitzt, 
der lerne verlieren; wer im Glück ist, lerne den Schmerz. — 6. Wer 10 
Asagt, muß auch B sagen. — 7. Wer den Schaden hat, braucht für 
den e nicht zu sorgen. — 8. Wer die Wahl hat, hat die Qual. — 
9W undern eme Gube gräbt, fällt selbst hinein. — 10, Was von 
Herzen kommt, geht auch zu Herzen. — 11. Was lange währt, wird gut. 
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Friedrichsdor, eine frühere Goldmünze im Werte von etwa siebzehn Mark. 
Spornstreichs, gleich einem angespornten Pferde, also im vollen Lausfe, sehr schnell. 
Abs Mustersatze zur Satzlehre zu benutzen!
	        
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