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zuerst die Nedarier und nahmen Walsieben in der Altmark mit
Sturm: von allen seinen damals zahlreichen Bewohnern sah keiner
den kommenden Tag. Dies war der Weckruf zur allgemeinen Er¬
hebung; wie ein Mann standen alle wendischen Stämme auf, um
das verhaßte Joch der Sachsen abzuschütteln.
Heinrich rüstete schnell und befahl dem Bernhard, dem er die
Bewachung der Nedarier übertragen hatte, wie dem Grafen Thiet-
mar, sogleich den Krieg mit der Belagerung der Feste Lenzen, die
in den Händen der Wenden war, zu beginnen. Es wurde der
Heerbann, so gut es in der Eile gieng, im Sachsenlande gesam¬
melt und mit den königlichen Dienstleuten, die in den Marken stan¬
den, unter ihren Befehl gestellt. Schon fünf Tage lag man vor
Lenzen, da meldeten Kundschafter, ein Heer der Wenden sei in der
Nähe und wolle bei einbrechender Nacht das Lager der Sachsen
überfallen. Bernhard ließ sofort das Heer bei seinem Zelte ver¬
sammeln und gebot, man solle wohl auf der Hut sein und die
ganze Nacht unter Waffen stehn. Die Menge trennte sich und
überließ sich der Freude oder der Angst, der Hoffnung oder Furcht,
je nachdem einer den Kampf wünschte oder nicht. Die Nacht brach
herein, finsterer als gewöhnlich, der Himmel war mit schweren Wolken
bezogen, und der Regen stoß in Strömen herab. Bei solchem Wetter
sank den Wenden der Muth, und sie unterließen den Angriff; die
Sachsen aber standen die ganze Nacht unter Waffen. Als der
Morgen dämmerte, da beschloß nun Bernhard selbst einen Angriff
zu wagen und ließ das Zeichen zum Aufbruch geben. Zuvor^aber
nahmen alle im Heer das heilige Abendmahl — so war es Sitte
vor der Schlacht —, und mit feierlichem Eidschwur gelobten sie
erst ihren Führern, dann sich untereinander Beistand und Hülfe
in der Noth. Als die Sonne hervorbrach — in heller Bläue
strahlte der Himmel nach dem nächtlichen Regenguß —, zogen sie
aus dem Lager, die wehenden Fahnen voran. Den ersten Angriff
machte Bernhard selbst, doch der Übermacht der Gegner mußte er
weichen. Dennoch hatte er so viel gesehen, die Wenden hatten
nicht mehr Reiter als er, wohl aber unermeßliche Scharen von
Fußvolk, die jedoch nur mit Mühe auf dem schlammigen Boden
sich vorwärts bewegten und mit Gewalt von Reitern im Rücken
vorgejagt wurden. Da faßten er und die Sachsen wieder Muth.
Mehr aber wuchs derselbe, als sie sahen, wie aus den nassen Klei¬
dern der Wenden ein dichter Dunst zum Himmel empor stieg, wäh¬
rend sie selbst vom klaren Lichte rings umflossen waren. Es war
ihnen, als ob der Christengott mit ihnen sei im Kampfe gl'gen die
Heiden. Abermals wurde das Zeichen zum Angriff gegeben, und
mit freudigem Feldgeschrei stürzten sie sich in die Reihen der Feinde.
Dicht gedrängt standen die Wenden, vergebens versuchte man sich
eine Gaffe durch die Scharen zu brechen; aber rechts und links
wurden einzelne Züge der Wenden, die von der Masse ihrer Ge-