Full text: Deutsches Lesebuch für die Oberstufe mehrklassiger Schulen

gegenseitige Reibungen ebenso die Kraft weckten, wie zum Ver¬ 
derben beitrugen. 3) Der Boden forderte allenthalben arbeits¬ 
vollen Anbau, um den Bewohnern reiche und ergiebige Frucht 
zu gewären; auf der andern Seite lud das Meer mit seinen vielen 
Buchten und Inseln zum Ersatz des fehlenden ein. So fand sich 
in Griechenland die Arbeitsamkeit des Landbauers neben der 
kühnen Entschloßenheit des Seefahrers: Gegensätze wie sie sel¬ 
ten so nahe bei einander sich finden. 4) Die Arbeit war aber loh¬ 
nend genug, um im Volke sorglose Heiterkeit zu erhalten und das 
Schaffen zu einem fröhlichen zu machen. 5) Die Lage machte das 
Land geschickt zur Vermittlung zwischen Orient und Occident 
und zu anregender Einwirkung auf alle Küsten des Mittelmeers. 
Grundcharakter des griechischen Volks ist das durch 
einen tiefen Zug nach dem Göttlichen und ein natürliches Gefühl 
für Maß und Schönheit geregelte Streben nach möglichst freier 
Entwicklung und Bethätigung aller Kräfte, seine B estimmung : 
die Grundlegung für alle menschliche Bildung, so weit sie ohne 
die Offenbarung möglich ist. 
Erste Periode der griechischen Geschichte bis zur 
dorischen Wanderung 1100 v. Chr. 
§ 45. Als älteste Einwohner Griechenlands werden in den 
meisten Landschaften Pelasger erwähnt, sicher in Arkadien, 
Argolis^ Achaia (damals Aegialeia), Attika, Boiotien, Thessalien 
und Epeiros, schon seßhaft und in den Künsten des Lebens vor¬ 
geschritten (kyklopische Mauern), mit einem Naturkult (Zeus 
zu Dodona, seine Gemalin Dione). Ein besonderer Zweig sind 
die tyrrhenischen Pelasger, in Attika wohnhaft und von dort 
nach den nördlichen Inseln vertrieben. 
Stämme des pelasgischen Volks waren die noch in histo- 
rischerZeit vorliandnen Dryoper (aus dem südwestlichen Thes¬ 
salien durch die Dorer nach Argolis gedrängt), Perrhäber, 
Magneten. Unklar sind die Verhältnisse der Leleger, Karer 
(§28, 1, c), Kureten, Kaukonen, vollends der fabelhaften 
Lapithen und Kentauren. 
Besonders wichtig sind die in der Gegend des Olympos (Pie- 
rien) mnd am Parnass und Helikon wohnhaften Thraker, von 
denen der Dionysos - und Musenkult und die ältete Poesie (Or¬ 
pheus, Musäos, Thamyris) hergeleitet werden. 
Fremde Einwanderungen werden erwähnt: 
1) die des Kekrops aus Sais in Aegypten nach Attika 
(Burg Kekropia). 
2) des Danaos aus Chemmis in Oberägypten nach Argos. 
3) des Kadmos aus Tyros in Phönikien nach Boiotien (die 
Burg von ThebäKadmeia). Von ihm wird die Einführung der Buch¬ 
stabenschrift und der Bergwerksbearheitung hergeleitet.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.