Full text: Deutsches Lesebuch für die Oberstufe mehrklassiger Schulen

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der obere durch Gewehre, Säbel, Fahnen u. s. w. gefüllt ist. Nicht 
weit von diesem Gebäude steht die Universität, die unter allen Anstal¬ 
ten dieser Art die meisten Studenten zählt, und an der jede Wissenschaft 
durch große Männer würdig vertreten ist. Zwei andere Gebäude, welche 
aller Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sind das alte und das neue 
Museum; in jenem erblicken wir Landschaftsgemälde aus Ägypten, 
ägyptische Statuen, Mumien, Alterthümer, Gräber, Gemälde, und im 
Cabinet für das nordische Alterthum zieren entsprechende Gemälde die 
Wände. In diesem sehen wir Bilder griechischer und römischer Bauwerke, 
Darstellungen aus der Natur und dem Leben des griechischen und römischen 
Alterthums, Alterthümer der Griechen, Römer, des christlichen Mittel¬ 
alters und Darstellungen der modernen Bildhauerkunst. 
Vor dem alten Museum befindet sich die granitne Riesenschale, in 
deren Nähe ein Springquell von 60 Fuß Höhe emporsteigt. Diese 
Schale wiegt l500 Centner und ist aus der einen Hälfte eines Blockes 
gearbeitet, der bei Fürstenwalde liegt. Fast zwei Jahre arbeiteten 2ü Ge¬ 
sellen an Ort und Stelle daran, und nur unter großen Anstrengungen 
von 70 Mann und mit Hülfe von Maschinen gelang es, die 22 Fuß 
im Durchmesser haltende Schale nach Berlin zu schaffen. 
Unter den Thoren Berlins ist das berühmteste das Brandenburger 
Thor am Ausgange der Lindenstraße. Auf ihm befindet sich die Statue 
der Siegesgöttin mit dem Viergespann. Es ist 195 Fuß breit und hat 
fünf Ein- und Ausfahrten. 
Was der Stadt vorzüglich zur Zierde gereicht, sind die Standbil¬ 
der der großen preußischen Helden. Da steht die Reiterstatue des 
großen Kurfürsten, das Standbild Blücher's, des Marschalls Vorwärts, 
der mit blankem Husarensäbel vordringt, bis er seinen Fuß auf die 
eroberten Geschütze gestellt hat; ihm zur Linken Gneisenau, in die Ferne 
schauend und mit erhobener Rechte den Weg bezeichnend, der allein zum 
Ziele führen wird; zur Rechten Dort, sein trotziges Haupt von Blücher 
und Gneisenau abgewandt, beide Hände auf den Knopf seines Säbels 
über einander gelegt, erinnernd an das Wort: „Es tritt kein anderer für 
ihn ein, auf sich selber ruhet er ganz allein." Auf dem Wilhelmsplatze 
sehen wir die Helden des siebenjährigen Krieges: Schwerin, Winterfeld, 
Keith, Seidlitz, den alten Dessauer mit dem dreieckigen Hute und den 
Husarengeneral Ziethen mit der hohen Mütze und dem fliegenden Dolman. 
Im Thiergarten steht das Standbild Friedrich Wilhelms III. Das 
großartigste Denkmal aber ist das Denkmal Friedrichs des Großen am 
Eingänge der Linden. Es zeigt uns nicht bloß den großen König, 
sondern auch auf seinen Ecken und Flächen alle diejenigen Männer, 
welche die bedeutendsten Geistesrichtungen zur Zeit Friedrichs II. ver¬ 
traten: seine Minister, Feldherren, die Männer der Kunst und der 
Wissenschaft. 
Unter den zahlreichen Fabriken wollen wir nur an die vortreffliche 
Eisengießerei erinnern, in der nicht bloß Brücken mit Bogen und Gelän¬ 
dern, sondern auch Bildsäulen und Brustbilder, ja selbst die feinsten 
Schmucksachen, als Finger- und Ohrringe, Armbänder und Busennadeln 
aus Gußeisen verfertigt werden. Im Durchschnitt liefert die Fabrik 
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