Full text: [Teil 1 = Mittelstufe, [Schülerband]] (Teil 1 = Mittelstufe, [Schülerband])

140 
212. Dienertreue. 
Caspari.) 
Ein reicher Herr in Polen fuhr zur Winterszeit in einem Schlitten nach dem 
Städtlein Ostrowo, nur von seinem Knechte Jakob begleitet, der dem Schlitten 
b vorreiten mußte. Ehe sie die Stadt erreichten, mußten sie zuvor durch einen 
langen, einsamen Wald, und es war bereits Abend. Der Knecht schlug daher 
dem Herrn vor, in einer Herberge, die am Eingange des Waldes lag, zu über— 
nachten; denn im Walde seien viele Wölfe, und die Untiere seien jetzt gar 
grimmig, weil der Winter so hart sei. Der Herr war aber einer von den wunder— 
10 lichen, von denen, die einen guten Rat, wenn er von einem Knechte kommt, 
nicht annehmen mögen, fuhr ihn an und schrie, er werde wohl des Reitens 
überdrüssig sein; aber danach werde er nichts fragen; sie müßten noch nach 
Ostrowo, es möge gehen wie es wolle. Und so ging's vorwärts, was die 
Pferde laufen konnten. Kaum aber sind sie eine Strecke im Walde, so hört der 
Herr hinter sich ein lautes Heulen, und wie er sich umkehrt, sieht er die Wölfe 
in Rudeln hinter dem Schlitten daherjagen und die vordersten schon ganz nahe. 
„Jakob, Jakob!“ ruft er, „die Wölfe, die Wölfe!“ Der treue Jakob erwidert kein 
Wort, sondern läßt ruhig den Herrn vorausfahren, reitet zwischen den Schlitten 
und die Wölfe, zieht seine Pistolen und schießt von Zeit zu Zeit unter sie. 
20 
Damit schreckt er eine Weile die Bestien; endlich aber hat er kein Pulver 
mehr; und als sie nun an den Schlitten heranstürzen, sagt er: „Herr, ich muß 
meinen armen Braunen opsern und sehen, daß ich zu Euch auf den Schlitten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.