Serzane.
Die lehten Worle des Pfarrers zu Droftning auf Seeland.
Die muden Glieder neigen sich zur Erde,
Und bald kann ich dies Schweigen nicht mehr brechen;
Es sieht mich an mit flehender Geberde
Das stumme Bild, und dringt mich noch zu sprechen;
Warum, o Erde, hatt'st du keinen Mund,
Und warst so träg, die Frevelthat zu rächen?
Ihr ew'gen Lichter, die des Himmels Rund,
So weit es reicht, mit stummem Glanz erfüllen,
Ist das Verbrechen auch mit euch im Bund?
Kann nur der Mensch, was er gesehn, enthüllen,
Warum denn konnten mir die Zunge binden
Ein falscher Eidschwur und ein feiger Willen?
Laß mich nicht sterben, Gott, in meinen Sunden!
Nimm diese Last von der gedrückten Seele,
Und laß dies Blatt den rechten Leser finden,
Daß es der Zeit, die kommen wird, erzuhle,
Was ich gesehn, und nicht in ew'ger Nacht
Ein Grab mit mir die Gräuelthat verhehlel —
Es war in tiefer dunkler Mitternacht,
Wann kräft'ger der Gedanle sich entzündet,
Als einsam ich beim Wort des Herrn gewacht,
Auf daß am nachsten Morgen ich's verkündet';
Daß unversehens zwo dräuende Gestalten
Wie es geschehn, hab' ich noch nie ergründet,
Indem ich sinnend sitze, vor mir halten,
Schwarz wie die Nacht und ihre dunkeln Mächte.
Wo wart ihr da, ihr schirmenden Gewalten?
War abgewendet eure heil'ge Rechte,
Dem Frommen eine feste Burg und Mauer
Vor bösem Anlauf und Gefahr der Nächte