Didaktisch⸗Lyrisches; Erzählung, Parabel, Fabel.
Der Engel am Grabe des herrn.
Als still und lalt, mit sieben Todeswunden,
Der Herr in seinem Grabe lag; das Grab,
Als sollt' es zehn lebend'ge Riesen fesseln,
In eine Felskluft schmetternd eingehauen,
Gewälzet mit der Männer Kraft, verschloß
Ein Sandstein, der Bestechung taub, die Thüre;
Rings war des Landvogts Siegel aufgedrückt:
Es hätte der Gedanlke selber nicht
Der Höhle unbemerkt entschlüpfen können;
Und gleichwohl noch, als ob zu fürchten sei,
Es könn' auch der Granitblock sich bekehren,
Ging eine Schaar von Hütern auf und ab,
Und starrte nach des Siegels Bildern hin:
Da kamen, bei des Morgens Strahl,
Des ew'gen Glaubens voll, die drei Marien her,
Zu seyn, ob Jesus noch darinnen sei;
Denn e versprochen hatt' er ihnen,
Er werd' am dritten Tage auferstehn.
Da nun die Frau'n, die gläubigen, sich nahten
Der Grabeshöhle: was erblickten sie?
Die Hüter, die das Grab bewachen sollten,
Gestürzt, das Angesicht in Staub,
Wie Todte, um den Felsen lagen sie;
Der Stein war weit hinweggewälzt vom Eingang,
Und auf dem Rande saß, das Flügelpaar noch regend,
Ein Engel, wie der Blitz erscheint,
Und sein Gewand so weiß wie junger Schnee.
Da stürzten sie, wie Leichen, selbst getroffen
Zu Boden hin und fühlten sich wie Staub,