Full text: Von der Entstehung eines selbständigen deutschen Reichs bis zu Karl V. 843 - 1519 (Theil 2)

18 
Deutschland unter eigenen Königen. 
ihm sein Erzieher Wipo geraten haben soll, kam es nicht; wohl aber 
verkündete Heinrich einen Gottes- oder Landfrieden für Deutsch¬ 
land, wie sein Vater für Italien und Burgund gethan hatte. 
Nicht minder gingen Heinrichs Bemühungen auf eine Reinigung 
der Kirche, die seit lange tiefer Verderbnis anheimgefallen war. 
Drei Päpste machten sich damals die Herrschaft streitig, welche ein 
jeder oon ihnen durch unlautere Mittel erlangt hatte. Es waren 
dies Benedikt IX., Sylvester III. und Gregor VI. Heinrich ließ alle 
drei auf einer Synode zu Sutri entsetzen und einen Deutscheu zum 
Papste Wahlen. Geistlichkeit und Volk von Rom, seine gute Absicht 
erkennend, baten ihn wiederholt, den päpstlichen Stuhl, der durch deu 
raschen Tod seiner Inhaber immer wieder erledigt wurde, durch 
Männer seiner Wahl neu zn besetzen. Bei der letzten Gesandtschaft 
dieser Art befand sich auch jener Hildebrand, der später als Papst 
Gregor VII. so ganz andere Grundsätze verfocht. Heinrich wählte 
jedesmal Deutsche, Männer von gutem Ruf und reinen Sitten, die 
auch wenigstens die ärgsten Ausartungen der Geistlichkeit zu beseitigen 
strebten. Indem Heinrich ans diese Weise die Kirche zu läutern 
suchte, stärkte er freilich zugleich deren Macht und setzte sie in den 
Stand, unter Umständen gegen das deutsche Königtum kraftvoller 
aufzutreten. Allein feine Absicht war löblich, und ohne die Fehler 
seines Sohnes wäre diese verstärkte Macht der Kirche nicht so ver¬ 
hängnisvoll sür das Reich geworden. 
Es wird gesagt, Heinrich habe den Plan gehabt, die Krone erb¬ 
lich in seinem Hause zu machen. Bestimmt nachweisbare Anzeichen 
dafür hat man nicht. Nur das weiß man, daß er fast ängstlich be¬ 
müht war, seinem Sohne die Thronfolge zu sichern. Kaum zwei 
Wochen nach dessen Geburt ließ er beim Weihnachtsfest 1050, das 
er der Sitte gemäß mit einer Anzahl Fürsten feierte, diese dem Kna¬ 
ben Treue schwören; drei Jahre daraus ließ er aus einem Reichstag 
zu Tribur denselben förmlich zum König wählen, und wieder ein 
Jahr später ward der erst Vierjährige zu Aachen feierlich gekrönt. 
Ob dabei, wie Hermann von Reichenau erzählt, die Fürsten den Vor¬ 
behalt gemacht: „wenn der junge Prinz ein gerechter König sein werde", 
bleibe dahingestellt. 
Für die Bildung des Volkes suchte Heinrich III. durch Stif¬ 
tung von Klosterschulen, an die er Gelehrte aus Britannien berief, 
durch Förderung der Musik, ebenso tote der Geschichtsschreibung, zu 
wirken. Ihm verdanken auch die kunstvollen Dome zu Worms, Mainz 
und Speyer ihre Entstehung. Jedenfalls war Heinrich III. einer der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.