(Erstes Kapitel
Außere und innere Gestaltung Deutschlands bei seiner Trennung
vom Frankenreiche.
|El§ durch den Vertrag von Verdun (843) Deutschland ein
selbständiges Reich wurde, hatte es folgende Grenzen: im Norden
die Eider (mit Ausschluß Schleswigs), im Cfteu die Elbe von der
Nordsee bis zum Einfluß der Saale, von da an südlich die Saale,
dann den Böhmerwald und die Raab, im Süden die Berner Alpen
(die deutsche Schweiz oder Cberaleimntrtiert gehörte zu Deutschland, die
französische zu Lotharingieu), im Westen den Rhein, nur daß Friesland
zu Lotharingien gehörte, dagegen die Bistümer Mainz, Worms, Speier
(ohngeführ das heutige Rheinbayern und Rheinhessen) zu Deutschland.
Der Teilung zu Verdun folgte eine zweite (870) zu Meersen
an der Maas. Die Linie Lothars starb 869 aus bis auf einen männ¬
liche Sproß, Ludwig II., der, znsrieden mit Italien und dem Kaiser¬
titel (zumal da er keine Söhne hatte), sich um das übrige Erbe seines
Hauses wenig kümmerte und ohne viel Widerstand geschehen ließ, daß
Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche sich in dasselbe teilten.
So erhielt Ludwig der Deutsche die Länder zwischen Rhein, Maas
und Schelde, sowie Friesland. Die Westgrenze Deutschlands bil¬
dete also sortdann nicht mehr der Rhein, sondern eine von Basel
ans links an Nancy vorbei, längs der Maas, dann links von Brüssel
bis zur Scheldemündung jenseits Antwerpen gehende Linie; Deutsch¬
land reichte fetzt bis ein den Kanal nnd saßte etwa die heutigen Län¬
der Rheinpreußen, Holland, das südliche und östliche Belgien mit
Brüssel und Antwerpen in sich. Die Grenze zwischen Ost- und
Westsranken (Deutschland nnd Frankreich) fiel nunmehr ziemlich genau
zusammen mit der Sprachgrenze zwischen Germanisch und Ro¬
manisch.
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