Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen

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Philipp hat während seiner Regierung viele Schulen und Kirchen 
aearündet, Hospitäler gebaut und die Universität Marburg gestiftet. 
Er starb 1567 zu Kassel. Nach seinem Tode wurde das Land unter 
seine vier ©ohne geteilt. 
54. Karl V. 
(1520—1556.) 
Nach dem Tode des Kaisers Maximilian blieb das Reich, weil 
die Wahlfürsten sich nicht einigen konnten, füuf Monate lang ohne 
Herrscher. Als Bewerber um die Krone traten Franz I., König von 
Frankreich, und Karl I., König von Spanien, aus dem Habsburger 
Hause auf, und beide bezahlten ungeheure Summen für die Stimmen 
einiger Wahlfürsten. Die Million Goldguldeu, die Karl sich kosten 
ließ und die Volksstimme gegen einen französischen Herrscher verhalfen 
ihm zum Siege. Er empfing (1520) als Karl V. zu Aachen die 
Krone. Karl beherrschte die umfangreichsten Sänber, die je ein deut¬ 
scher Kaiser regierte. Er konnte sagen, daß die Sonne in seinem 
Reiche nicht untergehe; denn unter ihm standen Deutschland, die Nieder¬ 
lande, Neapel, Spanien und die spanischen Besitzungen in Amenfo._ 
Im Jahre 1521 hielt Karl zur Beilegung der kirchlichen Strei¬ 
tigkeiten einen Reichstag zu Worms, auf den auch Luther vorgeladen 
war. Die Verhandlungen mit ihm waren jedoch ohne Erfolg. Da 
er nicht widerrief, so sprach der Kaiser die Reichsacht Über ihn ans, 
worauf er von seinen Freunden, wie schon erzählt, zur Sicherheit sei¬ 
ner Person nach der Wartburg gebracht wurde. 
In demselben Jahre (1521) begann der Krieg mit Franz I. von 
Frankreich, der die Herzogtümer Mailand und Burgund, wider alles 
Recht, in Besitz genommen hatte. Fast zwanzig Jahre wurde um den 
Besitz dieser Länder gestritten, und vier blutige Kriege deswegen ge¬ 
führt. 
In der Schlacht zu Pavia (1525) geriet Franz I. in Gefangen¬ 
schaft und wäre getötet worden, wenn er nicht gerufen: „Ich bin der 
König, schonet mein Leben; ich übergebe mich dem Kaiser!" Die 
französische schwarze Garde, die ans deutschem Adel bestand und sich 
mit ehrlosem Fremdendienst geschändet, wurde zusammengehauen. Karl 
ließ den König nach Madrid führen und hielt ihn hier fast ein Jahr 
in Haft. Franz verzichtete auf Mailand und Burgund, leistete auf 
das Evangelium den Eid, daß er niemals in seinem Leben den Ver¬ 
trag mit dem Kaiser brechen wolle, und empfing darauf das 
heilige Abendmahl. Als Karl beim Abschiede den König Franz fragte: 
„Gedenkst du auch, Bruder, was du versprochen?" antwortete der König: 
„Wenn ich den Vertrag nicht halte, so magst du mich feig und nn-
	        
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