Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen

sich warten. Mit 15,000 Streitern zog er über den Rhein und besiegte 
die Äduer. Ariovist gefiel es in dem schönen Gallien recht gut, und 
er zeigte feine Lust, das Land wieder zu verlassen. Er zog immer 
mehr Streiter an sich, die sich zuletzt auf 120,000 Mann beliefen. 
Das ärgerte die Gallier, und da ihre Bitten nichts halfen, so wagten 
sie es, die Deutschen mit Gewalt zu vertreiben. Das bekam ihnen 
indes nicht gut; denn Ariovist besiegte sie und verteilte das Land, wie 
es Brauch der Sieger war. 
5. Julius Cäsar im Kampfe mit Ariovist. 
(58 v. Chr.) 
a) Durch den Sieg des Ariovist hatten die Gallier ihre Freiheit 
eingebüßt. Diesen Verlust konnten sie nicht verschmerzen. Einen Teil 
von Südgallien besaßen die Römer. Der große römische Feldherr 
Julius Cäsar war Statthalter dieses Landes. Schon in seiner Jugend 
hatte er sich vorgenommen, einmal ein berühmter Mann zu werden. 
Er war sehr tapfer und schreckte vor keiner Gefahr zurück. Seine 
Soldaten liebten ihn sehr und hingen ihm mit großer Treue an. 
An diesen Mann wendeten sich die Gallier und baten ihn, 
die zudringlichen deutschen Gäste zu vertreiben. Dieser Antrag kam 
dem klugen Cäsar sehr erwünscht; denn die uneinigen Gallier konnte 
er leicht besiegen und sich zum Herrn des Landes machen. 
Cäsar erschien bald. Er forderte die Deutschen auf, kein Volk 
mehr über den Rhein kommen zu lasiert, auch keine Eroberungen mehr 
zu machen und Friede mit den Galliern zu schließen. Ariovist fand 
diese Einmischung sonderbar. Er berief sich auf das Recht der Waffen 
und entgegnete auf die Drohung Cäsars mit Stolz: „Meine Soldaten 
haben in 14 Jahren unter feinem Dache geschlafen und verstehen, 
die Waffen wohl zu führen!" 
Cäsar ließ sich nicht einschüchtern. Mit fünf Legionen (jede zu 
9000 Mann) zog er dem Ariovist entgegen. Die Furcht der römischen 
Soldaten vor den Deutschen war aber so groß, daß es aller Ueber- 
redungsfunst Cäsars bedurfte, um ihnen Mut einzuflößen. Viele 
weinten wie Kinder, andere schrieben Abschiedsbriefe an ihre Verwan¬ 
dten, und andere, die freiwillig mitgegangen waren, liefen davon. 
Warum die römischen Soldaten vor den Deutschen so große Furcht 
hatten haben wir schon bei den Cimbnn und Teutonen gehört. 
b) Die Deutschen waren recht abergläubische Leute. Unter ihnen 
gab es Frauen, von welchen man glaubte, sie könnten voraussagen, 
was in der Zukunft geschehen werde. Man nannte diese Atrunen. 
Sie standen im hohen Ansehen bei den Deutschen. Solche Frauen 
hatten den Streitern des Ariovist gesagt, wenn sie vor Neumond
	        
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