Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen

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zwar zurückziehen, allein «er nahm einen Fürsten der Ungarn gefangen, 
wodurch es ihm gelang, gegen Tribut einen neunjährigen Waffenstill¬ 
stand zu erhalten. Diese Waffenruhe benutzte er vortrefflich. Er legte 
Burgen und Städte an, die er ummauern ließ, und verordnete, daß 
der neunte Mann in diese Burgen ziehe. Die acht anderen draußen 
mußten Getreide bauen und den dritten Teil der Ernte in die festen 
Plätze liefern. Bei plötzlichen Angriffen sollte das Landvolk in die 
festen Plätze flüchten. Darauf verlegte er Märkte und öffentliche Fest¬ 
lichkeiten in die Städte, um feine Deutschen an größeres Zusammen¬ 
leben zu gewöhnen. So entstanden die festen Plätze Quedlinburg, 
Merseburg, Hersfeld, Korvey und Meißen rc. 
Als Heinrich alles angeordnet, übte er sein Volk im Er¬ 
oberungskampfe gegen die Slaven (Milzen, Obodriten, Redarier, He- 
Deller, Daleminzier). Dieses Volk war heidnisch und freund der Ungarn. 
Es überfiel oft Sachsen, und deshalb galt es, dasselbe zu vernichten. 
Eine letzte Probe blieb noch zu bestehen, nämlich, sich gegen die 
Ungarn zu bewähren. Im Jahre 933 verlangten diese die Zahlung 
des Tributs. Heinrich wies sie ab, indem er ihren Gesandten einen 
räudigen Hund übergeben ließ. Racheschnaubend ergossen sich bald da¬ 
raus die ungarischen Horden durch Sachsen und Thüringen. Der König 
sammelte sein Heer. Nach einer christlichen Ansprache des Königs warfen 
sich die Deutschen, voran das Banner des heil. Michael, mit dem 
Ruse: „Kyrie eleison!" bei dem Orte Riafee auf den größten Haufen 
der Ungarn. Diese wurden geschlagen und zum größten Teile nieder¬ 
gemacht. Die übrigen suchten in der Flucht ihr Heil. 
Heinrich fand in ihrem Lager, außer großen Schätzen, viele ge¬ 
raubte Deutsche: Mädchen, Knaben und Frauen, die jetzt von der 
Sklaverei befreit blieben. Noch heute wird zum Andenken an diesen 
großen Sieg in dem Dorfe Keuschberg bei Merseburg jährlich eine 
Erzählung der Schlacht von dem Pfarrer vorgelesen. 
Im folgenden Jahre wandte sich Heinrich gegen die Dänen, 
welche in Sachsen und Friesland eingefallen waren. Er unterwarf 
sie und stellte die Mark Schleswig wieder her. 
Das deutsche Reich verdankt Heinrich seine Begründung. An der 
Ausführung weiterer Entwürfe wurde er durch den Tod gehindert. 
Er starb am Schlagslusie 936 zum Memleben an der Unstrut. 
23. Otto I. oder der Große. 
(936—973.) 
a) Otto I. wurde noch bei Lebzeiten feines Vaters zum Könige 
gewählt. Gleich nach des Vaters Tod begab er sich nach Aachen, wo 
die deutschen Fürsten, die Bischöfe und eine große Menge Volkes sich
	        
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