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und größten Tempel des Alterthums. *) Wohl erfüllen uns diese hochauf¬
strebenden Säulen und die Gesimse des Daches und der Decke durch ihre
schönen Formen und Verhältnisse mit Bewunderung und Entzücken; aber auf
den ersten Anblick vermag die Phantasie nicht, aus der gräßlichen Ver¬
stümmelung, der auch dieser Bau unterlegen ist, sich lebendig das Ganze
in seiner vollen Herrlichkeit wieder herzustellen. Die Säulen, jetzt des
Daches, der Deckenbalken und zum Theil der Kapitäle beraubt, ragen
klagend in die blaue Luft hinein und ringsherum liegen auf dem Boden
des inneren Tempelraumes die schönsten Baustücke wüst durch einander.
Mit bewegten! Gemüth geht man hinüber zu dem wunderbar zierlichen
Erechtheion, dem Doppeltempel der Athene Polias und des Poseidon
(Erechtheus). Die ionischen Säulen dieses einst so prachtvollen Tempels
sind höchst anmuthig und leicht, das Ganze ist so schlank und zierlich, in
allen Einzelnheiten so durchgebildet und feingegliedert! Aber fragt man,
wie die einzelnen Theile dieser zwei Zellen mit ihren doppelten Seiten¬
flügeln unter sich zusammenhingen, so wird die Antwort schwer. Man muß
öfter diese Trümmer betrachten und das Nachforschen und Studium der
Alten in lebendige Verbindung setzen: dann werden allmählig auch diese
Ruinen vor dem inneren Seelenauge zum schönen Ganzen, zu lebendigen
Bildern der untergegangenen Herrlichkeit! Sie sind das Einzige, was
wirklichen Genuß bietet; mittelalterliche Kunst und Bildung ist in Griechen¬
land nicht zu finden und die Gegenwart ist auch nicht viel mehr, als der
Anblick einer Ruine.
*) Dieser Tempel der Athene war 150 Ellen lang und 100 Ellen breit, darin
stand die berühmte Bildsäule der Göttin. Die Türken machten eine Moschee daraus,
welche 1677 durch die Bomben der Venetianer zerstört wurde.