I. Einleitende Unterredungen,
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da weilten eure Gedanken ganz wo anders. An wen dachtet ihr? Welcher
Wunsch wurde in euch rege? Wonach sehntet ihr euch? Ihr fühltet Schmerz,
Weh im Herzen. Wie nennt man dieses Weh, diese Sehnsucht nach der
Heimat? Heimweh. Und als ihr wieder daheim wäret, sagtet ihr: Ja,
hübsch war es dort; aber zu Hause, im Vaterhause, daheim ist's doch
tausendmal schöner.
So hat jeder seine Heimat lieb; jeder möchte da immer sein und wohnen.
Doch wenn eure Schuljahre vorüber sind, so werden viele von euch die schöne
Heimat verlassen müssen. Warum muß dieser und jener in die Ferne ziehen?
Der eine soll eine andere Schule besuchen, der andere soll ein Handwerk
erlernen und nach der Lehrzeit auf die Wanderschaft gehen. Manch armes
Mädchen muß in einer andern Familie die Wirtschaft führen oder als Dienst-
böte sein Brot verdienen. Niemand kennt euch, und auch euch ist niemand
bekannt. Alles ist euch fremd. Ihr lebt dann in der Fremde. An wen
werdet ihr dann gewiß recht oft denken? An Eltern, Verwandte und Freunde.
Was werdet ihr zuweilen wünschen? Wohin werdet ihr, wenn es möglich
ist, immer sehr gern reisen?
Ihr habt wohl auch schon von Leuten gehört, die ihre Heimat verlassen,
um ihr Glück in fernen Ländern, in der Fremde zu suchen. Sie wandern
aus und ziehen in die Ferne, wohl gar weit übers Meer. Wie werden
diese Leute genannt, weil sie auswandern? Auswanderer. Amerika
galt vielen als das Wunderland, wo man schnell reich und glücklich werden
könnte. Ach, wie mancher ist in Amerika elendiglich zu Grunde gegangen,
verdorben und gestorben. Darum bleibe im Lande und nähre dich redlich!
Manche Leute treibt ihr Beruf von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt.
Denkt an die reisenden Künstler, Schauspieler, Seiltänzer :c. Die Kinder
dieser Leute haben keine Heimat. Sie sind heimatlos. Fast alles Schöne
und Gute, das die Heimat bietet, müssen sie entbehren: Schule, Kirche,
Ordnung, Sicherheit, Freunde ac.
Auswanderer sind längere oder kürzere Zeit heimatlos. Sie wollen
sich eine neue Heimat gründen. Wo es ihnen gefällt, lassen sie sich nieder.
Sie siedeln sich an; Menschen und Gegend erinnern sie an die alte Heimat;
der neue Wohnort heimelt sie an, sie fühlen sich heimisch; aber trotzdem
gedenken sie gern und mit Wehmut an die glückliche Jugendzeit, die sie in
der Heimat verlebt haben. Wie weit der Mensch auch wandert und mit
Begeisterung die Wunder und Schönheiten fremder Länder genießt, nirgends
ist's so schön wie in der Heimat.
In unserer Heimat wollen wir uns gründlich umschauen, um sie kennen
zu lernen; denn es ist eine Schande, in seiner Heimat ein Fremder zu sein.
Die Kenntnis der Heimat nennen wir Heimatkunde.
Einen Anfang der Heimatkunde habt ihr schon gewonnen. Ihr habt
schon im vorigen Jahre eure Heimat durchwandert. Welche Orte habt ihr
im vorigen Jahre besucht? — Ihr habt Gärten, Wiesen, Felder, Wälder,