fullscreen: Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik (Teil 1 = Klasse 4)

XVI. Die macedonische und hellenistische Zeit. 
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sie, noch mehr als die Spartaner, auf der Stufe altväterlicher 
Bauern- und Adelswirtschaft stehen geblieben. In den 
rauhen Ebenen und Tälern des gebirgigen Landes grasten Rinder-, 
Schaf- und Pferdeherden. Kerngesund und wehrtüchtig war das 
macedonische Bauernvolk; dem Gesetz der allgemeinen Wehrpflicht 
zufolge brachte es Tausende schwerbewaffneter Fußtruppen auf. 
Zahlreich lagen über die Ebenen verstreut die ritterlichen Herrensitze 
eines kriegerischen Grundadels, der einst vom Königtum unterworfen 
worden war. Wie bei den südlichen Bruderstämmen vor und zu 
Lomers Zeit, so war auch hier der König noch oberster Priester, 
Richter und Kriegsherr, und zwar an der Spitze eines Einheitsstaates. 
So war die macedonische Macht den südlichen Bruderstämmen überlegen, 
die in kleinlichen Fehden ihre Kraft vergeudeten, zahlreiche Sklaven 
und Söldner in ihre Leere einreihten und eines zielbewußten, kriegs¬ 
erfahrenen Königtums entbehrten. 
Schnell wußte König Philipp sein Bauernvolk zum Schrecken 
Griechenlands und Vorderasiens zu machen. Leicht gelang es ihm, 
die thracische Kolonialküste und die Chalcidische Lalbinsel zu unter¬ 
werfen, die dortigen Gold- und Silbergruben auszubeuten, bei denen 
er seine Stadt Philippi anlegte, und sein Äeer immer mehr zu ver¬ 
stärken. In wiederholten Kämpfen mit den benachbarten Bergstämmen 
schulte und übte er es in den von ihm weitergebildeten Formen griechischer 
Gefechtsweise, aus denen er die Phalanx entwickelte. Auch mit un¬ 
blutigen Mitteln, durch List und Bestechung wußte er sein Ziel zu 
erreichen. Nichts konnte ihm gelegener kommen als die Torheit der 
Mittelgriechen, die ihn um Schutz gegen ihre Nachbarn ersuchten. 
Wohl gab es griechische Männer, besonders in Böotien und Attika, 
die die Pläne macedonischer Arglist durchschauten. Der bedeutendste 
war der athenische Staatsmann und Redner Demosthenes. Mit 
derselben Tatkraft, mit der er körperliche Schwächen (Stottern, 
schwache Stimme, häßliche Gebärden) überwunden hatte, zog er in 
der athenischen Volksversammlung jahrelang als aufrüttelnder 
Volksredner gegen Philipps Pläne zu Felde. Dieser sah in ihm 
seinen größten Feind, weil er der Bestechung unzugänglich war. 
Demosthenes flammender Beredsamkeit war es schließlich zu danken, 
daß, wenn auch spät, Athen und Theben verbündet Philipp mit dem 
Schwert entgegentraten. „Solange das Schiff auf den Wellen noch 
schwankt, müffen der Steuermann und alle übrigen ihre Pflicht tun, 
rief er seinem zagenden Volke zu. Auf dem Schlachtfelde von 
Chäronea sank 338 Griechenlands Freiheit dahin. 
Der siegreiche, listige König wußte die Griechen aber leicht und 
schnell an die Fremdherrschaft zu gewöhnen. Der neue Äerr trat
	        
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