Der spanische Erbfolgekrieg. 1701 —1713.
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übernahm der damals vierunddreißigjährige Prinz Eugen v o n^S a-Prinzen,
v o x) c n den Oberbefehl. Er stammte aus einer Nebenlinie des Hauses
Savoyen und mar der Sohn eines französischen Generals und einer Nichte
Mazarins; da er keine Neigung jur geistlichen Laufbahn hatte und ihm
Ludwig XIV., bei dem seine Mutter in Ungnade gefallen war, den
Eintritt in den französischen Heeresdienst versagte, hatte er sich nach
Österreich gewandt, zeichnete sich im TUkenkriege aus und wurde Öster-
reichs hervorragendster, durch Lauterkeit und Seelengröße ausgezeichneter
Feldherr und Staatsmann. Bei Aenta an^der Theiß brachte er den
Türken 1697 eine vernichtende Niederlage bei. 1699 schlössen sie den ^
% x i e d e n v o n K a r l o w i tz , in dem sie fast ganz Ungarn an Öster- Karlowitz
reich, Morea an Venedig, Asow an Peter von Rußland abtraten. ,
So hat die Regierung Leopolds L, desselben Kaisers, der Straßburg ^
in französische Hände fallen sah, das Ergebnis einer außerordentlichen
MachtverstärkungdesHausesHabsburg gehabt. An der^
Donau war eine Großmacht entstanden. Und bereits winkte den deutschen " N . '
Habsburgern ein noch größerer Gewinn: Spanien.
Der spanische Crbfolgekrieg. 1701 1713
§ 27. Vorgeschichte. Man erwartete längst mit Spannung das Ende
des kränklichen und kinderlosen Karl II. von Spanien. Auf sein Erbe er-
hob einerseits Kaiser L e o p o l d I. als Gemahl der verstorbenen jüngeren Einsprüche.
Schwester Karls, Margarete Theresia, und als Vertreter der deutscheu
Linie des Hauses Habsburg für seinen zweiten Sohn Karl Anspruch;
andrerseits Ludwig XIV. als Gemahl der älteren Schwester Karls,
Maria Theresia, trotzdem diese Verzicht geleistet hatte, für seinen zweiten
Enkel Philipp von Anjon; endlich aber auch Kursürst MaxEmanuel
von Bayern, der die einzige Tochter Leopolds I. und der Margarete
Theresia geheiratet hatte, für seinen Sohn, den Kurprinzen.
Zu diesen dynastischen Interessen aber traten die politischen und
kommerziellen Interessen hinzu, welche die unter der Regierung Wil-
Helms III. vereinigten Seemächte England und Holland geltend
machten: sie fürchteten, wenn das spanische Erbe an einen französischen
Prinzen fiele, nicht nur eine gefährliche Verschiebung des europäischen
Gleichgewichts, sondern auch, daß Frankreich den gewinnbringenden Handel
mit dem spanischen Amerika und die Versorgung des industriearmen
spanischen Mutterlandes mit gewerblichen Erzeugnissen sich vorbehalten und
andere Nationen davon ausschließen würde.