fullscreen: Die neue Zeit (Teil 3)

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3. Gustav Wasa. 
Unter den Geiseln, die Christian II. sich bei seinem Regierungs¬ 
antritte als Unionkönig bort den Schweden geben nnd nach Dänemark 
bringen ließ, war der Sohn eines Reichsrates aus dem altberühmten 
Geschlechte der Sture: Gustav Erichson, genannt Wasa. Er ent¬ 
sloh von dem Schlosse eines Edelmannes, der ihn zu sich genommen 
hatte, nach Flensburg und von da nach Lübeck, wo damals eine sehr 
feindselige Stimmung gegen Christian II. herrschte. Hier fand er eine 
gute Aufnahme, erhielt die Zusage, daß man ihn im Kampfe gegen die 
Dänen unterstützen werde, und mit einem Lübecker Kauffahrer kehrte 
er nach Schweden zurück. Allein nun erst begann für ihn die Zeit 
der Not. Die Schweden, eingeschüchtert durch die Gewaltthätigkeit der 
Dänen, wiesen seine begeisterte Aufforderung, die Tyrannei der Fremden 
nicht länger zu dulden, ab. Selbst die Dalekarlen im gebirgigen Westen 
des Landes waren nicht zu bewegen, zu den Waffen zu greifen. Unter 
entsetzlichen Mühseligkeiten, immer von den dänischen Spähern und 
Schergen verfolgt, flüchtete er von Ort zu Ort. Die einsamsten Wege, 
die Schluchten des Gebirges suchte er aus, die Nächte brachte er oft 
im hohen Korn oder im Walde zu, bald verbarg er sich bei einem 
mitleidigen Psarrer, bald vermietete er sich als Knecht, um die Stim¬ 
mung des Volkes zu erforschen und doch unerkannt zu bleiben. Nirgends 
schenkte man ihm Gehör, nnd fchon wollte er sich über die norwegische 
Grenze hinüberretten, da regte ein tapfrer schwedischer Kriegsmann durch 
Verbreitung des Gerüchtes, der Dänenkönig wolle zum zweitenmal ein 
furchtbares Blutvergießen in allen schwedischen Provinzen anrichten, die 
Dalekarlen an, sich zu ermannen und Gustav Wafa zu folgen. Sie 
holten ihn von der Grenze zurück und stellten ihn an ihre Spitze. Zu¬ 
zug von allen Seiten verstärkte bald die kleine Schar, und so konnte er 
sie vor Stockholm führen. Die Belagerung währte zwei Jahre, trotz¬ 
dem daß ganz Schweden sich für die Befreiung des Vaterlandes er¬ 
klärte und auch Lübeck die versprochene Hilfe sandte. Erst als auch in 
Dänemark die Empörung gegen Christian II. ausbrach, zog die Be¬ 
satzung ab, und die Stadt öffnete dem Befreier ihre Thore (1523). 
Gustav Wasa wurde zum König erwählt, allein er sah so viele Schwierig¬ 
keiten vor sich, daß er am liebsten auf die Krone verzichtet hätte; nur 
durch vieles Bitten konnten ihn die Stände bewegen, die schwere 
Bürde zu übernehmen. Was er geahnt hatte, geschah. Der Neid der 
Adligen, das Mißtrauen der Geistlichen, die seine Vorliebe für das 
Luthertum kannten, die Despotie der hanseatischen Kaufleute, die allen 
Handel für sich beanspruchten, die Armut des Volkes bereitete ihm
	        
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