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VIL Gesundheitslehre.
4>er drückende, pressende und kneipende Kleidung ist schäd¬
lich. Besonders schädlich ist es, die Strumpfbänder fest
zu schnüren. Der Kopf muß kühl gehalten werden, und
jede Kopfbedeckung ist, zumal wenn man starkes Haar
hat, unn'orhig, ausgenommen zum Schutz vor der Sonne.
Selbst die kleinsten Kinder darf man ohne Gefahr mit
bloßem Kopfe in die freie Luft schicken. Sehr schädlich
sind die warmen wollenen Mützen und die Pelzmützen.
Die Kinder werden davon krank, bekommen Ungeziefer
und Grind, Flüsse, Kopf- und Zahnschmerzen, und be¬
sonders schlimme Augen. Am wenigsten dürfen sie dann
einen Hut oder eine Mütze aufsetzen,, wenn sie einen
ausgeschlagenen Kopf haben.
Dicke Halstücher, besonders wenn sie fest zugeschnürt
werden, sind schädlich, und es ist dagegen sehr heilsam,
mit bloßem Halse zu gehen. Der Unterleib muß vor¬
züglich warm gehalten werden. Durchfälle, Koliken und
Ruhr können von Erkältung des Unterleibes entstehen.
Auch die Füße vertragen gern mehr Wärme. Nur ein
gesunder und abgehärteter Mensch darf barfuß gehen.
Die engen, spitzigen Schuhe gehören auch zu den schäd¬
lichen Kleidungsstücken. Sic verderben die Füße, ma¬
chen die Gelenke derAeben steif, und erzeugen die schmerz¬
haften Hühneraugen, woran Biele im Alter für die Ei¬
telkeit ihrer Jugend büßen müssen.
Hüter euch, Kleider zu tragen, welche kranke Men¬
schen getragen haben; denn viele Krankheiten sind a n-
steckend, und Mancher, der sonst sehr gesund war,
wurde krank, und mußte wohl gar früh sterben, weilet
die Kleider eines Schwindsüchtigen getragen hakte.
3. Von der Luft.
Es kommt sehr viel darauf an, daß die Ln ft, welche
wir einathmeu, frisch, rein und trocken sey; denn
sonst kann sie uns nicht beleben und stärken, nicht frisch
und fröhlich machen. Reine und trockene Luft muntert
auf zur Arbeit, vermehrt den Hunger, macht, daß ei¬
nem die Speisen wohl bekommen, und giebt einen ruhi¬
gen, sanften Schlaf. Nicht wahr, dir ist ängstlich und
peinlich zu Muthe, wenn du mit vielen Menschen in
einer kleinen Stube lange beisammen seyn mußt, und