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VII. Aus der Natur. 
genießt das ganze Volk beinahe keine andere Speise. Ungebacker 
hält sich der gegorene Teig mehrere Monate hindurch in den Gruben, 
ohne eine Veränderung zu erleiden. 
Eine ungleich beträchtlichere Menge Brotfrucht wird frisch aufgezehrt. 
Auch zu diesem Gebrauch muß sie nicht reiß aber schon vollkommen aus¬ 
gewachsen sein. Ihre Rinde ist alsdann noch grün,das Fleisch aber schnee¬ 
weiß und von lockerem, mehligem Gewebe. Roh kann man es schlechter¬ 
dings nicht genießen, sondern die Frucht muß geschält, entweder ganz oder 
zerschnitten in Blätter gewickelt und auf heißen Steinen geröstet und ge¬ 
backen werden. So geringfügig diese Mühe auch ist, möchte ihrer der 
träge Südländer doch gern überhoben sein; daher träumt er sich auch in 
seinem Paradiese eine Brotfrucht, die keiner Zubereitung bedarf und 
frisch vom Baume weg gegessen werden kann. 
Die geröstete Brotfrucht hatte für mich völlig den Geschmack der 
Krume eines Weizenbrotes, das mit gekochten, mehligen Kartoffeln ver¬ 
mischt gewesen wäre. Etwas Süßliches schmeckte man zuweilen vor, 
insbesondere wenn die Frucht sich der Reife näherte, oder auch, wenn 
sie nach dem Backen verlegen oder alt geworden war. Die schmackhafteste 
nach der Meinung aller Mitreisenden war jene, welche wir auf den 
Marquesasinseln eintauschten; doch meines Erachtens giebt ihr die tahai- 
tische nichts nach. Wenn die Frucht ganz reif ist, hat sie eine gelbliche 
Farbe, ist weich anzufühlen und inwendig einem Brei ähnlich, der wider¬ 
lich süß schmeckt und riecht. In diesem Zustande sah ich sie ebenfalls 
auf den Marquesasinseln. Die Einwohner der Marianen und Philip¬ 
pinen essen sie alsdann zwar roh, jedoch mit Vorsicht, weil sie jetzt eine 
ungesunde Speise geworden ist. Vor der gänzlichen Zeitigung gebrochen 
und geröstet, ist sie unstreitig eines der gesündesten und zugleich nahr¬ 
haftesten Lebensmittel, die wir kennen; je weiter man sich aber von der 
einfachsten Zubereitungsart entfernt, und je mehr fremdartige Zusätze 
man zur Brotfrucht macht, um ihren Geschmack zu würzen, desto 
weniger ist sie dem menschlichen Körper zuträglich. 
2. 
Nachdem der Brotfruchtbaum während eines Menschenalters Früchte 
getragen hat, ergreift ihn das Schicksal aller natürlichen Dinge: er fängt 
an abzusterben, und allerlei Gebrechen zeigen seinen nahen Untergang an. 
Jetzt bleibt also nichts mehr übrig, als den Stamm zu irgend einem 
häuslichen Gebrauche zu verwenden und entweder einen Kahn daraus 
zu höhlen oder wenigstens einen Pfosten oder Balken für die leichte, 
ländliche Hütte daraus zu verfertigen. Es werden auch mit geringer 
Mühe manche Geräte, kleine Schemel, Schüsseln, Tröge u. dgl. daraus
	        
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