Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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sind ott ihrem Grunde nicht selten von Wurzeln durchbohrt. Die Loge der Blätter zn 
einonder ist eine ähnliche wie die Lage der Blütenblatter unsrer Gortenrvse. Wir 
sogen desholb: sie bilden eine „Rosette". 
4. Schaft. Aus der Mitte der Rosette erhebt sich der blütentrogende Stiel, der 
den Romen „Schoft" führt. Er ist unverzweigt und trögt oußer den unscheinbaren 
Deckblättern keine Blätter. Am häufigsten finden mir den Schaft bei den Pflanzen 
mit Wurzelstöcken, Zwiebeln oder Knollen, seltener bei den Pflanzen mit ausdauern¬ 
der Wurzel, z. B. beim Löwenzahn, gar nicht bei den einjährigen Pflanzen. 
5. Dolde. An der Spitze des Schafts befinden sich die schwefelgelben Blüten. 
Jede derselben hat ihren besondern Blütenstiel. Sämtliche Blütenstiele entspringen 
in derselben Höhe an einem gemeinschaftlichen Hauptstiele und gehen daher alle von 
einem Punkte aus, ähnlich wie die Stäbe eines ausgespannten Regenschirms. Einen 
solchen Blütenstand nennen wirDolde. Unterhalb derStelle, wo die einzelnen Blüten- 
stielchen hervorkommen, bemerken wir kleine, unscheinbare Blättchen, die wir zum 
Unterschiede von den Laubblättern mit dem Rameit „Deckblättchen" bezeichnen, weil 
sie die zarten Blütenknospen bedecken. 
3. Das Buschwindröschen (Anemone). 
1. Wandernder oder kriechender nnterirdifcher Stengel. Auch beim 
Windröschen finden wir einen unterirdischen Stengel wie beim Himmelsschlüsselchen. 
Während er jedoch beim letzteren fast in senkrechter Richtung wächst, geschieht dies bei 
ersterem mehr in wagerechter. Jährlich dringt er an der Spitze mehrere ein in der Erde 
vor, stirbt aber am andern Ende um ebensoviel ab. So kommt es, daß hier an dem 
Punkte, an welchem im vorigen Jahre eine Anenione aus der Erde hervorsproß, in 
diesem Jahre keine wieder zu finden ist, wohl aber einige ein davon entfernt. Daher 
ist die Pflanze so zu sagen auf steter Wanderung begriffen, weshalb wir einen solchen 
unterirdischen Stengel einen wandernden oder kriechenden nennen. 
2. Wlnttwinkelknofpen. Gndknofpen. Wrutknospen. An dem Punkte, 
wo der Wnrzelstock der Anemone weiterwächst, bemerken wir eine eiförmige, mit 
Schuppenblättern versehene Verlängerung, die durch ihre hellere Färbung auffällt. 
Es ist dies eine unterirdische Knospe am Wurzelstock, ganz ähnlich denjenigen Knospen, 
die wir an den Zweigen der Bäume finden. Bei letztern stehen einige derselben in 
den Blattwinkeln, andre an den Enden der Zweige. Erstere neunen wir Blattwinkel- 
knospen, letztere Endknospeu. Aus beiden Arten entwickeln sich sowohl Blätter und 
Triebe als auch Blüten. Die jungen Zwiebeln aber (S. 7) sowie die Knollen, die 
wir beim Scharbocks- und Knabenkrante (S. 16) finden, bezeichnet man als Brnt- 
knospen, da in jeder derselben ein vollständiges junges Pflänzchen schlummert. 
3. Deckblätter, grundständige Wlätter, Wiederbtätter. Der Wurzel- 
stock der Anemone sendet nach oben hin zweierlei Triebe; aus einigen derselben ent¬ 
wickeln sich nur Blätter, aus andern Blüten, deren Stiele wir auch hier wieder als 
Schäfte ansehen müssen. Freilich sind wir gewohnt zu sagen, der Schaft sei blattlos. 
Das ist aber nicht ganz genau. Schon an dem Schafte des Himmelsschlüsselchens be- 
inertten wirkleine, unscheinbare Blättchen, die Deck- oder Hochblätter. Auch bei der 
Anemone finden wir 3 ziemlich große Blätter am Schafte, die nichts andres find als 
Deckblätter, nur daß sie hier außerordentlich groß und entwickelt sind, während die Deck¬ 
blättchen sonst meistens klein bleiben und ein unscheinbares Ansehen haben. Die übrigen 
Blätter der Anemone sind von derselben Art, wie wir sie bereits beim Himmels¬ 
schlüsselchen mit dem Ausdruck „grundständig" bezeichneten. Eine besondere Art von 
Blättern bilden die häutigen, schnppenartigen Gebilde, welche die Endknospe des unter¬ 
irdischen Stengels umgeben. Man nennt sie „Niederblätter". Ihr Name rührt von 
ihrer niedrigen Stellung her, die sie häufig an dem Pflanzeukörper einnehmen. Man 
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