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Leren längere mit einem stumpfen Naget versehen ist. Auch die Flügel weiß sich der
Strauß beim Laufen dienstbar zu machen, indem er durch Ausbreiten derselben sich
im Gleichgewicht zu erhalten
sucht. So saust erwieeinSturm-
wiud dahin und verlacht, wie
es im Buche Hiob heißt, beide:
Roß und Mann.
2. Aufenthalt u. Wah¬
rung. Der Strauß lebt in den
Wüsten Afrikas, Arabiens und
Indiens. Zum Aufenthalt in
diesen unfruchtbaren Gegenden
eignet er sich besonders durch
seine Genügsamkeit, denn wie
der Strauß schon durch seine
Gestalt an das Kamel erinnert,
so ist er auch genügsam wie
dieses und kaun auch tagelang
dürsten. Seine hauptsächlichste
Nahrung nimmt er aus dem
Pflanzenreiche, er verschmäht
sedoch auch Käfer, Gewürm,
junges Geflügel re. nicht. Sein
Magen ist ungemein stark und
kräftig. Wirft man dem Strauß
ein kleines Stückchen vom Zie¬
gelstein, eine bunte Scherbe,
einen blanken Knopf hin, so
hackt er augenblicklich danach
und schluckt diese Dinge nicht rau^m cc'
selten hinunter, ohne Magenbeschwerden davon zu bekommen. Namentlich erregen
glänzende Dinge, Perlen, Metallstückchen rc. seinen Appetit. So fand man in dem
Magen eines geschlachteten Straußes 4V2 KZ unverdaute Gegenstände vor: Sand,
Werg, Lumpen, 3 Eisenstücke, 9 Kupfermünzen, 1 kupfernes Scharnier, 2 eiserne
Schlüssel. 17 kupferne, 20 eiserne Nägel, Bleikugeln, Knöpfe, Schellen, Kiesel rc.
3. Aas HIest des Straußes besteht nur in einer muldcuartigen Vertiefung im Wüstcn-
sande. Eine Auspolsterung mit weichen Gegenständen findet nicht statt. Mehrere Hennen
benutzen nicht selten ein und dasselbe Nest und legen zu gleicher Zeit abwechselnd ihre
Eier hinein. Ein solches Ei hat die Größe eines Kinderkopfes, wiegt soviel als 24 Hühner¬
eier und sättigt 4 hungrige Personen. Die 15—20 Eier werden meistens vom Hahn aus¬
gebrütet. Während des Tages verläßt er öfter das Nest, um zu saufen und zu fressen, be¬
deckt aber vorher erst die Eier mit Sand. Da die Gluthitze der Sonne durch diesen hin¬
durchdringt, so setzt die Sonne gleichsam das Geschäft des Brütens während der Abwesen¬
heit des Hahns fort. Die jungen Strauße sind, sobald sie das Ei verlassen haben, gleich
so groß wie ein Huhn, merkwürdigerweise aber mit Stacheln besetzt wie die Igel. Erst
nach 2 Monaten bekommen sie Federn.
___ 4. Straußensagb. Die Strauße werden besonders der teuren weißen Flügel- und
Schwanzfedern wegen verfolgt; denn ein Straußenfell wird im nördlichen Afrika mit 300 Jl
bezahlt. Um die kostbaren Federn nicht mit Blut zu beschmutzeu, erlegt man die Strauße
nicht mit Schießgewehren, sondern jagt sie mit Hunden und Pferden. Beim rasenden Da¬
voneilen wirft der Strauß zuweilen mit seinen Füßen Steine mit solcher Gewalt hinter
sich, daß die Verfolger dadurch verwundet werden. Daß er aber, um nicht gesehen zu wer¬
den, seinen Kopf in den Sand stecke, ist eine Fabel. Vielmehr läuft er meist so lange, bis
er ermüdet niedersinkt. Dann wird er mit Knüppeln vollends totgeschlagen. Die Einge-
bornen verkleiden sich euch wohl als Strauße, wobei ein mit Stroh umwickelter Stock die