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die Höhe, und so bleibt nur der Kohlenstoff in der Röhre zurück. In ähnlicher Weife haben
sich die in urweltlicher Zeit verschütteten Wälder langsam in Kohlen verwandelt, und in
den Kohlenmeilern bringen wir diesen Vorgang noch heute künstlich hervor. Das aufge¬
schichtete Holz der Meiler wird nämlich mit Erde und Rasen bedeckt und dann angezündet.
Damit die Wasserdämpfe re. entweichen können, muß die Decke an mehreren Stellen durch¬
löchert sein. — Der Kohlenstoff brennt sehr gut und giebt eine 3—4mal größere Hitze als
eine gleich große Masse Holz. Im schmelzenden Eisen löst er sich auf und bildet mit dem¬
selben das Gußeisen. Am reinsten findet sich der Kohlenstoff im Diamant, welcher auv
krystallisiertem Kohlenstoff besteht. Ehemals muß also dieser Stoff flüssig gewesen sein, und
wenn es uns gelänge, ihn wieder in diesen Zustand zu versetzen, so würden wir auch im¬
stande sein, den Diamanten künstlich herzustellen.
8. KoHcenoLydgcrs. Wenn das Ofenrohr geschlossen wird, bevor Holz und
Kohlen vollständig verbrannt sind, so können die Bewohner des Zimmers dadurch leicht
denTod finden. Fehlt esnämlichbeider Verbrennung ander nötigen Zufuhr von Sauer¬
stoff, so verglimmen die Brennstoffe sehr langsam, und es bildet sich das sehr giftige
Kohlenoxydgas, im gewöhnlichen Leben „Kohlendunst" genannt. Namentlich wird dieses
Gas häufig dadurch erzeugt, daß man durch zu frühes Verschließen der sog. „Ofen¬
klappe" (an der Röhre, welche den Ofen mit dem Schornstein verbindet) den „Zug"
abzusperren sucht, um die Wärme aus dieser Röhre nicht entweichen zu lassen. Das
sich dann bildende Kohlenoxydgas dringt durch die Ofenthür ins Zimmer, und da es
geruch-, geschmack- und farblos ist, so macht es sich durch nichts kenntlich, bringt aber
bald Bewußtlosigkeit und Tod hervor. Daher verschließe man die Ofenklappe nie,
bevor man sich überzeugt hat, daß aller Brennstoff auch wirklich verbrannt ist. oder
noch besser, man verschließe die Ofenklappe überhaupt nicht. — Durch luftdicht schlie¬
ßende Ofenthüren erreicht man in neuerer Zeit viel besser und ohne Gefahr denselben
Zweck, den man durch das frühzeitige Schließen der „Ofenklappe" erstrebt, nämlich
das längere Warmbleiben des Ofens.
9. Werwendirng bex Kotzte. Die Kohlen werden in erster Reihe zum Heizen
benutzt; sie haben eine 3—4mal größere Heizkraft als eine gleich große Holzmenge,
Die Holzkohle wird uns außerdem noch dadurch recht nützlich, daß sie die Eigenschaft
hat, andre Stoffe in sich aufzusaugen, wozu sie besonders durch ihre Porosität (S. 8/
sehr geeignet ist. Schüttet man z. B. frische, zerstoßene Holzkohle in fauliges Wasser,
so wird dasselbe dadurch wieder rein und trinkbar, da die Holzkohle alle verdorbener
Teile des Wassers in sich aufnimmt. In Städten, wo man gezwungen ist, das oft
sehr unreine Wasser der Flüsse zu genießen, filtriert man dasselbe stets durch eine
Schicht Holzkohlen, und ebenso macht man auf Seeschiffen das verdorbene Wasser
durch Beimischung von Holzkohlen wieder trinkbar. Holzkohlen widerstehen auch der
Fäulnis lange Zeit. Daher verkohlt man das untere Ende der Baumpfähle, und Vier¬
und Weinfässer werden, bevor man sie füllt, im Innern häufig etwas angebrannt
und verkohlt.
10. Leuchtgas. Sehr wertvoll ist der Kohlenstoff für uns auch dadurch ge¬
worden, daß wir ihn zur Herstellung des Leuchtgases benutzen. (S. Naturgesch. S.
134.^1 Um uns eiu solches Gas zu erzeugen, stecken wir ein Stückchen Steinkohle in
den Kopf einer thönernen Pfeife und verschließen den Kopf oben mit Lehm. Alsdann
legen wir denselben in die Ofenglut und zwar so, daß die Röhre aus der Ofenthür
hervorragt. Halten wir nun nach wenigen Minuten ein brennendes Schwefelholz ar.
die Öffnung der Röhre, so entzündet sich das aus derselben herausströmende Gas
und brennt in schöner, heller Flamme. Auch auf folgende Weise läßt sich sehr bequem
eine Gasflamme erzeugen. Wir füllen ein Prvbiergläschen mit Rüböl oder Petroleum
etwa halb voll und verschließen es mit einem durchbohrtem Korke, in dessen Öffnung
nach oben hin eine Glasröhre (Federspule) befestigt ist. Hierauf hängen wir das
Gläschen an ein Gestell und erhitzen es über einer Spiritusstamme. Nach etwa 5 bis
6 Minuten fängt die Flüssigkeit an zu sieden, und bald darauf strömt Gas Institut
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