Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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eine braune Kruste, welche das Ausschwitzen der im Fleisch enthaltenen löslichen Stosse 
verhindert. Durch die trockne Hitze zersetzt sich das Fett und bildet Milchsäure, welche die 
Auslösung der ciweißartigen Stoffe innerhalb des Fleisches befördert. Aus diesem Grunde 
ist auch gebratenes Fleisch leichter verdaulich als gekochtes. Auch Essig löst das Eiweiß auf; 
daher empfiehlt es sich sehr, schwer verdauliches Fleisch mit Essig zu genießen. — Das 
eingepökelte Fleisch ist nicht so nahrhaft als frisches Fleisch, da die Salzsole dem Fleischt 
einen Teil der Nährstoffe entzieht. — 
13. gäixxen. Alle Säuren — Salz-, Schwefel-, Kohlen-, Wein-, Ameisen-, 
Essig -, Milchsäure rc. — haben in wässeriger Lösung einen sauren Geschmack. Da ihr un 
verdünnter Genuß sehr schädlich wirkt, so nennt man sie auch Gifte. Viele Säuren lösen 
sogar Metalle auf. Legt man z. B. einen Pfennig in Salpetersäure, so löst er sich darin 
auf. (Welche der obengenannten Säuren sind in Speisen und Getränken zu finden?) 
Einige Säuren benutzt man zum Scheuern metallener Geräte (kupferner Kessel, 
Mörser rc.), die in der Lust oxydieren. Eine Lösung von verdünnter Schwefel-, Salz¬ 
oder Essigsäure (auch saures Bier) löst die oxydierte Schicht auf und macht den Kesselte, 
leicht blank. Der Glanz erhält sich jedoch nicht lange, wenn nicht mit Schlemmkreide, 
Wiener Kalk rc. nachgeputzt wird. Die Säuren zerstören auch Farben und Fettflecke. 
Mit Kleesalz oder auch Citronensäure kann man Tintenflecke aus der Wäsche, mit 
Schwefelsäure Fettflecke aus dem Zeuge entfernen. (Nach Anwendung der scharfen 
Säuren muß aber die Säure durch Waschen des Zeuges in reinem Wasser wieder ent¬ 
fernt werden ) 
14. Kohlensäure. Wenn man eine glühende Holzkohle an einem Draht in eine 
Flasche mit reinem Sauerstoff hält, so verbrennt die Kohle sehr schnell. Wiederholt man 
dasselbe mit einer zweiten Kohle dann noch einmal, so erlischt die Kohle sehr bald. Durch 
das Verbrennen der Kohle hat sich dieselbe chemisch mit dem Sauerstoff verbunden, und 
im Glase ist eine neue Luflart, die Kohlensäure gebildet worden. In derselben brennt 
kein Licht, und wenn sie eingeatmet wird, wirkt sie schon in geringer Menge sehr schädlich. 
Die Lust, welche wir täglich ausatmen, ist zum größten Teile Kohlensäure; daraus erklärt 
sich auch, wie durch das Beisammensein vieler Menschen in einem kleinen Zimmer die Luft 
in demselben bald verdirbt, wenn nicht für Lüftung gesorgt wird. Die Kohlensäure bildet 
sich außerdem bei der Verwesung von tierischen und pflanzlichen Stoffen, sowie bei der 
Gärung. Dicht verschlossene Keller, in denen Wein oder Bier gärt, darf man wegen der 
darin angesammelten Kohlensäure nicht betreten, ohne sie vorher zu lüften. So gefährlich 
cs also ist, die Kohlensäure einzuatmen, so kann man sie doch ohne Gefahr in den Magen 
bringen. Sic verleiht sogar dem Wasser und Bier den frischen, erquickenden Geschmack und 
macht sich in diesen Flüssigkeiten in Gestalt kleiner Bläschen bemerkbar. Wasser, in welchem 
viel Kohlensäure enthalten ist, nennt man „Sauerbrunnen" (Selterwasser). 
15. Die Schwefelsäure ist eine der stärksten Säuren. Sie hat ein großes Bestreben, 
sich mit Wasser zu verbinden. Daher kann man mit Schwefelsäure ein feuchtes Zimmer 
sehr leicht trocken machen, da sie alle Feuchtigkeit des Zimmers in sich aufnimmt. Gießt 
man etwas Schwefelsäure auf ein Stück Holz, so erhält dasselbe ein schwarzeß Aussehen, 
wie »oenn es verkohlt wäre. Die Schwefelsäure entzieht nämlich dem Holze den Wasser- 
und Sauerstoff und läßt nur den Kohlenstoff zurück. Aus gleichem Grunde wird auch die 
Stelle unsrer Hand schwarz, auf welche ein Tropfen Schwefelsäure gefallen ist. Die Schwefel¬ 
säure ist dem Chemiker sowie vielen Gewerbetreibenden unentbehrlich, daher wird sie in 
eigens dazu errichteten Fabriken in großen Massen erzeugt. 
16. Luftreinigrrng. Wenit in früheren Jahrhunderten Pest, Cholera u. a. 
ansteckende Krankheiten viele Tausende dahinrafften, so konnte man sich die Sache nicht 
anders erklären, als daß Zigeuner oder Juden durch Vergiftung des Brunnenwassers 
Schuld daran seien. Heute weiß man, daß die Ursache in kleinen, dem bloßen Auge 
unsichtbaren Anstecknugsstosfen zu suchen ist, in Soffen, die in der Luft, im Wasser rc. 
sich sammeln und so durch den Atemzug oder durch einen Trunk Wassers leicht unserm 
Blute zugeführt werden. Diese Airsteckungsstosfe (Pilzsporen, Bakterien rc.) vermehren 
sich oft in wenigen Stunden und Tagen zu Milliarden. Solche Keime zu zerstören, wie 
auch üble Gerüche zu beseitigen, giebt es verschiedene Mittel. Besonders wichtig ist die 
Karbolsäure. Wenn dieselbe im Verhältnis von 2 zu 100 mit Wasser verdünnt wird 
so erhält man Karbolsäurewasjer. Mit demselben bespreng! man, wo üble Gerüche
	        
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