Full text: Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Teil 5)

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Aus der Geschichte der Neuzeit. 
voll zum Reiche. Durch die Souveränität von mehreren hundert Landes¬ 
herren, die Reichsstandschaft Schwedens, die Garantie Frankreichs wurde 
die Herstellung einer starken, die nationale Selbständigkeit verbürgenden 
Verfassung unmöglich gemacht. 
Der Krieg machte das Reich vollständig abhängig vom Aus¬ 
land e; das Bündnisrecht der Fürsten hatte Frankreich in keiner andern 
Absicht befürwortet, als um sich selbst die Handhaben zum Eingreifen in 
die deutschen Angelegenheiten jederzeit zu sichern. 
Der Krieg hatte, wie das bei seiner langen Dauer und der greuel¬ 
vollen Kriegführung nicht anders zu erwarten war, den Wohlstand 
Deutschlands vernichtet. 
Welche Drangsale der unheilvolle Krieg heraufbeschwor, zeigt Schlesien, 
das freilich auch an heilloser Zersplitterung und Uneinigkeit litt. 1. Im 
Jahre 1626 zogen die Truppen Mansfelds und Wallensteins hindurch und 
brandschatzten das Land durch dreiviertel Jahr; zu derselben Zeit wurde die 
Gegenreformation durch Hannibal von Dohna durchgeführt. 2. Graf Arnim 
brach mit den Sachsen 1632 ein, worauf Wallenstein ihm entgegentrat. 
3. Die schlimmste Zeit kam in der letzten Periode, besonders seit 1639, als 
die Schweden das Land unter Torstenson dreimal verheerten. Breslau hat 
die Schrecknisse des Krieges weniger erfahren als die Umgebung, hat aber 
durch Truppendurchzüge, Haudelsunterbindnug und Geldopfer schweren 
Schaden erlitten. In der Provinz waren gegen 200 000 Einwohner umge¬ 
kommen, viele Dörfer verschwunden, das Land lag brach, der Handel war 
auf lange vernichtet. 
Der Friede traf keine Fürsorge für die Wiederherstellung des Wohl¬ 
standes, sondern überließ sie den einzelnen Territorien. Vor allen Dingen 
erwies sich als notwendig, die nach Auflösung der Heere entlassenen 
Soldaten, die in Rotten vereinigt bettelnd und plündernd auf dem Lande 
umherzogen, in die Gesellschaft wieder einzuverleiben und an bürgerliche 
ober bäuerliche Tätigkeit zurückzugewöhnen. Das größte Unglück war die 
Entvölkerung von Stabt unb Lanb. Hanbel unb Gewerbe konnten in 
ben Stäbteu erst wieber aufblühen, wenn das flache Land wieder be¬ 
siedelt und die Äcker bestellt wurden. Aber es fehlte an Geld, Vieh und 
Menschen. Es war auf Menschenalter nicht daran zu denken, alle durch 
den Krieg geschaffenen Wüstungen wieder anzubauen oder alle brach¬ 
liegenden Äcker wieder unter den Pflug zu nehmen. Die Wiederherstellung 
vollzog sich in den verschiedenen Gegenden in sehr verschiedenem Zeitmaß; 
besonders günstig gelegene Dörfer wiesen bald die alte Einwohnerzahl 
ans, andere sind bis heute noch nicht wieder ausgebaut worden. 
Der Ausschwung der Städte folgte nur allmählich; die ehemaligen 
Reichsstädte, die hansischen ausgenommen, sind bis ins 19. Jahrhundert 
nicht wieder zu dem alten Wohlstände gekommen. Günstiger war das 
Schicksal der landsässigen, sofern sich eine weise, landesväterlich für* 
sorgende Regierung der Hebung von Handel und Verkehr zuwandte.
	        
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