— 87 -
Wegen der Beule, die auf der Burg gemacht worden toat,
kam es in der Stadt zu einem Streit, indem die Söldner alles
für sich beanspruchten, während die beteiligten Bürger auch ihren
Anteil verlangten. Nur mit Mühe konnte der Rat die Parteien
besänftigen. ^
Bald darauf trat die Stadt die Wachfenburg an ihren Eigen-
tiinier, den Herzog, ab, wofür dieser das von ihm eroberte Ka¬
pellendorf zurückgab, welches die Stadt (1446) unter der Bedingung
der Straßensicherheit und der Offenhaltung für ihre Truppen auf
eine Reihe von Jahren dem Apel von Viztum wiederkäuflich über¬
lassen hatte. «Nach Prof. Dr. Earl Beyer.)
30. Das Einreiten der Erzbischöfe.
Seit der Zeit, von welcher es einen Rat gab (Mitte des
13. Jhrhdts.), konnte der Erzbifchof bei feiner ersten Ankunft in
Thüringen nicht mehr ohne weiteres in Erfurt einreiten. (Stst
mußte er alle Freiheiten und Gewohnheiten anerkennen, ehe ihm
ein Ehrbarer Rat das Recht des Eintritts gewährte.
War der Erzbifchof in Heiligenftadt, wo ihm das Eichsfeld
huldigte, angekommen, so erschien vor ihm eine Gesandtschaft dcs
Erfurter Rates und überbrachte zwei Faß Wein. Sie wurde von
einem der vier Domherren des Mainzer Kapitels, die den Erz¬
bifchof begleiteten, mit folgenden Worten begrüßt: „Liebe Ge¬
treue! Wir bringen Euch unfern gnädigsten Herrn von Mainz,
den wir einträchtiglich gekoren haben und der von unserem heili¬
gen Vater, dem Papst, bestätigt worden ist, daß ihr ihn als
Euren gnädigen Herrn aufnehmt." Darauf erteilte der Wortführer
der Gesandtschaft folgende Antwort: „Gnädige, liebe Herren! Wir
sind willig, unfern gnädigen Herrn von Mainz aufzunehmen, doch
also, daß er die Stadt Erfurt läßt bleiben bei aller Gerechtigkeit
und Freiheit, die sie von unfern heiligen Vätern, den Päpsten,
und allen unfern gnädigsten Herren, den Kaisern, und den Bi¬
schöfen von Mainz hat, und daß er uns und die Unfern bei der
Stadt Erfurt Gewohnheit und Recht läßt bleiben und getreulich
helfe, uns die zu erhalten und behalten."
War die Zusage erfolgt, so reifte der Erzbifchof zunächst bis
Ilversgehofen weiter. Dort hielt er eine Messe und empfing al»
Geschenk aus den Händen einer Abordnung des Rates ein Pallium
(erzbischöfliches Gewand) und zwei Pelzhüte. Nach Wiederholung
des Versprechens erfolgte dann der Einzug durchs Johannestor,
die Johannesstraße, den Anger und die Lange Brücke. Der Erz¬
bischof trug dabei den Kurfürstenhut und den Mantels Er war
von einem glänzenden Gefolge umgeben und ließ sich Schwert und
Kreuz vorantragen. War der von Geistlichkeit und Bürgerschaft
begleitete Zug am Fuße des Petersberges angelangt, so wurde