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4. Es ist, ais sängen die Uögel auch
heut schöner als andere Tage,
als dufteten heut mit stärkerem Hauch
die Blumen im Feld und Hage.
5. Und Orgelklänge tönen von fern,
von Morgenlüften gehoben,
und alles betet: Wir loben den Herrn
und wollen ihn ewig loben!
71* Der $OHTltil0. nach 6mU frommet.
Aus der Chronik eines geistlichen Herrn. 6. Aufl. Stuttgart 1906. 8. 351.
gs gibt Tage, die Gott der Herr gemacht hat. Tage, darin es
gilt, „fröhlich zu sein". Solch ein Tag war für uns Kinder
der Sonntag.
War die Mohrenwäsche am Samstagabend unter allerlei Hinder¬
nissen richtig verlaufen, dann lag der frische Sonntagsstaat schon auf
dem Stuhl für den kommenden Tag. Mit dem Schulsack war am
Samstagnachmittag gründlich abgerechnet worden, und nun lag er still
in der Ecke den ganzen Sonntag über.
Frühmorgens ging's in die Kirche; wir Kinder voran, die Eltern
hinterdrein. Gab's manchmal auch kalte Füße und rote Nasen dort —
es half doch nichts, es war nicht ganzer, voller Sonntag, wenn wir
nicht zur Kirche gewesen. Aber es galt mehr bei uns die Regel: Du
darfst zur Kirche, als du mußt zur Kirche.
Des Nachmittags kamen entweder die Freunde, oder wir gingen zu
ihnen, oder, was uns fast das liebste war, wir blieben zu Hause. Wir
waren unser genug, um uns zu unterhalten.
72. Kmclergollesctienst. Von Kart von Serok.
Palmblätter. 13. Aufl. Stuttgart 1868. S. 175.
1. Ls läuten zur Kirche die Glocken,
die Eltern, sie gingen schon aus,
drei Kindlein in goldenen Locken,
die sitzen noch unter dem Haus.
2. Die muntern, unmüßigen Gäste
sind noch für die Kirche zu klein;
doch wollen am heiligen Feste
sie fromm wie die Alten schon sein.