bald in Dörfer, bald in Wälder, bald über Ackerfelder und Wiesen;
und als es Mittag war, standen wir schon auf einem hohen Berge.
Von dem Berge konnten wir weit, weit in die Ferne sehen, über
die Häuser und die Türme und die Wälder weg. Die Menschen,
welche unten gingen, sahen so klein aus wie Puppen und die
Bäume nicht größer als Blumen. Neben dem Berge war ein Tal,
das war tiefer als ein Brunnen, aber nicht so eng und dunkel,
sondern hell und grün, voll Gras und Blumen. An der Seite des
Berges entsprang eine Quelle und floß in einem kleinen, hellen
Bächlein über glatte Steinchen hinunter in das Tal; dort kamen
noch mehr solche Quellen zusammen und bildeten einen Bach, der
stark genug war, daß er Mühlräder trieb. Häuser waren nicht auf
dem Berge, auch keine Gärten und Äcker, sondern es lagen große
Steine umher, so groß, daß kein Mensch sie wegwälzen konnte.
Etwas weiter unten sahen wir Kühe und Geißen. Ein paar Hirten¬
knaben gaben auf sie acht, daß sie nicht in den Wald liefen, und
pfiffen auf großen Weidenpfeifen. Nachdem wir das alles gesehen
hatten, sagte der Vater: „Nun laßt uns ausruhen!" Wir setzten uns
alle zusammen auf einen der großen Steine, aßen unser mitge¬
nommenes Brot und schöpften aus der Quelle reines Wasser; und
es schmeckte uns viel besser als zu Hause. Als wir aber nicht
mehr müde waren, hieß es: „Jetzt marsch hinunter und wieder
nach Hause zu der Mutter!“
81. Großes Geheimnis. von Robert Reinick.
Märchen-, Lieder- und Geschichtenbuch. 13. Auch. Bielefeld u. Leipzig 1904. S. 188.
Es sitzt ein Knab' am Bach
und sieht den Wellen nach.
Sie sprudeln und sie rauschen.
Erdenkt: „Ich muß doch lauschen,
was all die Wellen plaudern.“
Und’s Knäblein ohne Zaudern,
es bückt sich zu dem Quellchen;
da kommt ganz flink ein Weilchen
gesprudelt und gerauscht —
was hat es da gelauscht!
Doch kann es nichts verstehen,
und eh' es sich’s versehen,
bückt es sich tiefer hin —
und liegt im Wasser drin.
Zum Glücke war der Bach
ganz hell und klar und flach;
schnell sprang der Knab’ heraus
und sah ganz lustig aus.
Und als ich ihn gefragt,
was ihm der Bach gesagt,
sprach er nach kurzem Zaudern:
„Ihr dürft es keinem plaudern!
Ein groß Geheimnis ist,
was er mir sagte, wißt!
Er sagte: — Wißt ihr was? —
Das Wasser, das macht naß!“