139 Sechster Zeitraum.
Spartacus, Lucullus, Crassus, Pompejus, Cãä—
sar und Catilina. Mit ihnen zugleich lebten Cicero
und Cato, zwei ungewöhnliche Erscheinungen in jenen
Zeiten der Herrschsucht und Raubgier; weise, gebildet durch
griechische Weisheit, Freunde der Enthaltsamkeit und bür—
gerlichen Ordnung, Eiferer gegen die Laster ihrer Zeitge—
nossen. Alle diese Männer verdienen unsere nähere Bekannt-
schaft, aber freilich — auch hier muß ich meine Leser auf
ausführlichere Werke verweisen, genug, wenn ich sie begierig
mache, einst tiefer in ihren Charakter einzudringen.
Lepidus, ein Marianer, widersetzte sich anfangs der
Bestattung des Sulla, und trug auf Vernichtung der sulla—
nischen Gesetze an. Als beides nicht durchging, floh er, noch
Consul, in seine Provinz Gallien, und drang an der Spitze
eines Heeres in Rom selbst ein, aber Pompejus und Catul⸗
lus schlugen ihn, und er starb eines unrühmlichen Todes
auf der Flucht in Sardinien.
Sertorius war ebenfalls ein Freund der Volksregie—
rung, einer der trefflichsten Feldbherren seiner Zeit, und zu—
gleich ein enthaltsamer, edel denkender Mann, der unter
günstigern Umständen die schönste Stütze seines Vaterlandes
hätte werden können. Aber Sulla's Feindschaft zwang ihn,
zur Partei des Marius und Cinna überzugehen. Er floh
mit dem Reste ihrer Anhänger nach Spanien, und reizie
die Lusitanier*), von Rom abzufallen. Als diese nicht
geneigt waren, aus Furcht vor der Uebermacht Roms, zeigte
er ihnen, wie stark die Einigkeit und verbundene Kräaft
mache: vor ihren Augen mußte nämlich ein Knabe den
Schweif eines starken Pferdes theilweise ausrupfen, indeß
ein rüstiger Mann auch einem kraftlosen Gaule den Schweif
nicht auf einmal ausreissen konnte. Die Lusitanier begriffen
dies, kündigten Rom den Gehorsam auf, und führten eine
Republik in ihrem Lager ein, die Sertorius den römischen
Staat nannte. Ein Senat von 300 Personen wurde ge—
bildet, der im Namen des römischen Volkes sogar mit dem
Mithridates unterhandelte. Acht Jahre bestand der neue Rö—
merstaat. Vergebens sandte Sulla Heer auf Heer gegen ihn,
*) Die jetzigen Portugiesen.
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