2 Sechster Zeitraum.
flügelt, und gänzlich geschlagen, so daß der Römer sich ei—
ligst über den Po nach Placentia zurückziehen mußte.
Nun plünderten die Afrikaner alle römische Besitzungen
im Mailändischen rein aus, bloß die Güter der gallischen
Inwohner ließ Hannibal verschonen. Durch diese List gewann
er sich die Freundschaft derselben, so wie einen mächtigen
Zuwachs an Truppen. Er rückt an die Trebia vor, nimmt
eine vortreffliche Stellung, reizt den Consui Sempronius,
der mit einem zweiten Heere herbeigeeilt war, durch schein—
bare Unvorsichtigkeit zu einer Schlacht, und als dieser sich
wirklich in die Schlinge locken läßt, schlägt er ihn völlig,
und vernichtet beinahe dessen gesammte Truppen. Alle vor⸗
her von den Römern besiegten Völkerschaften gehen nun zu
Hannibal über, er bezieht sichere Winterquartire am Po,
und läßt seine Soldaten hoch leben von den wohlgefüllten
Magazinen, die er den Römern vor ihren Augen weggenom—
men hatte.
Im nächsten Feldzuge (217 v. Chr.)rückt er nach He—
trurien vor — ein äußerst beschwerlicher Zug durch tage—
lange Moräste, welche die Ueberschwemmungen des Arno
verursacht hatten. Drei Tage und drei Nächte mußten die
Afrikaner ohne Ruhe und Schlaf bis an die Knie im Was—
ser waten, das ganze Land schien ein Morast zu sein. Viele
starben hier vor Entkräftung oder durch die ungewohnte
Nässe, den Pferden gingen die Hufe ab, die Lastthiere blie—
ben im Schlamme stecken, und Hannibal selbst verlor durch
eine Entzündung ein Auge. Dennoch verlor er nichts von
seiner Kriegslust; kaum hatte er wieder festen Boden unter
den Füßen, als er schon durch Neckereien und verstellte Fluch—
ten den neuen Consul zu einem Treffen reizte. Auch dieser
ließ sich von der Hitze übereilen, Hannibal lockt ihn in das
enge Thal am thrasimenischen See, welches, fast wie
die caudinischen Pässe, von einem hohen Gebirge umkränzt
ist, und nur einen Ein- und Ausgang hat. Der See be—
rührt im Thale fast den Fuß der Berge. Kaum waren die
Römer in dieser Falle, als die Punier sich rings auf den
Bergen zeigen. Hier bedurfte es nicht des Schwertes: große
Felsenstücke und Baumstämme schleuderte man auf die Rö—
mer, viele wurden in den See getrieben, oder sprangen frei⸗
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