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18. Die Sonne bringt es an den Tag. 
Adelbert v. Chamisso. 
Werke. L. Bd. 5. Aufl. Berlin. 1864. S. 266. 
1. Gemãächlich in der Werkstatt sab 
zum PFrühtrunk Meister Nikolas. 
Dieo junge Hausfrau söhenkt' ihm ein; 
es war im heitern Sonnenschein. — 
Die Sonne bringt es an den Tag. 
2. Die Sonne blinkt von der Schale Rand, 
malt zitternde Kringeln an dié Wand, 
und wie den Schein er ins Auge fabt, 
so spricht er für sioh, indem er erblaßt: 
„Du bringst es doch nioht an den Tagl“ — 
3. „Wer nicht? was nicht?“ die Prau fragt gleich, 
„was stierss du so an? was wirst du so bleich?“ 
Und er darauf: „Sei stilll nur still! 
ich's doch nicht sagen kann noch will; — 
die Sonne bringt's nicht an den Tag.“ 
4. Die Erau nur dringender forscht und fragt, 
mit Schmeicheln ibn und Hadern plagt, 
mit sühem und mit bitterm Wort; 
sie fragt und plagt ihn fort und fort: 
„Was bringt die Sonne nicht an den Tag?“ — 
5. „Nein, nimmermehr!“ — „Du sagst es mir noch!“ — 
„Ich sag' es nioht!“ — „Du sagst es mir doch!““ 
Da ward zuletzt er müd und sohwach 
und gab der Ungestümen nach. — 
Die Sonne bringt es an den Tag. 
6. „Auf der Wanderschaft, 's sind zwanzig Jabr, 
da traf es mieh einst gar sonderbar; 
ich hatt' nicht Geld, nioeht Ranzen noch Schuhb', 
war hungrig und durstig und zornig dazu. — 
Die Sonne bringt's nicht an den Tag. 
7. Da kam mir just ein Jud' in die Quer'; 
ringsher war's still und menschenleer. 
Du hilfst mir, Hund, aus meiner Not; 
den Beutel her! sonst sohlag' ich dich tot! 
Die Sonne bringt's nicht an den Tag.
	        
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