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erhoben sich auch hier in Thüringen die Bauern uud niederen Massen,
zogen nach ber Zerstörung vieler Klöster gegen die Stadt Franken-
Hausen an der Unstrut, welche ben Grafen von Mansfelb gehörte, unb
belagerten bieselbe. Unerwartet brachten ber Lanbgraf Philipp von
Hessen, der Herzog von Braunschweig unb ber Kurfürst Johann ber
Beständige Hilfe. Mit einem großen, wohlbewaffneten Heere zogen sie
1525 gegen die ungeordneten Bauernhaufen vor Franken-
hausen und forderten diese auf, sich freiwillig zu unterwerfen. Als
aber Münzer prahlte, er wollte alle Kugeln der Gegner mit seinem
Mantel auffangen, ließen sich die betörten Bauern in einen Kampf ein.
Münzer hielt natürlich nicht sein Versprechen, sondern floh bald und
verkroch sich; er wurde aber doch aufgefunden und hingerichtet. Nach
kurzem Kampf wurden die Bauernhaufen zerstreut und viele erschlagen,
auch die Gefangenen büßten mit dem Leben; im ganzen sollen in diesem
schrecklichen Kriege gegen 100 000 Bauern umgekommen sein. Das
Los der Überlebenden wurde um nichss gevessert^ eher noch verschlimmert.
Im 16., 17. und 18. Jahrhundert wurde der „Junker" immer über-
mutiger, die Last immer drückender; viele Bauern mußten fast alle
Wochentage hindurch Frondienste leisten und dazu noch Abgaben zahlen.
Nach zehn Jahren fanden noch schrecklichere Greuel in Münto.
statt, als hier die Wiedertäufer die Obrigkeit vertrieben und ein
irdisches „Königreich Zion" gründeten. Zuletzt eroberte der Bischof von
Münster die Stadt zurück und nahm eine entsetzliche Rache an dem
Volke. Der „König" Johann von Leiden und seine Helfershelfer wurden
erst gräßlich gemartert und dann mit glühenden Dolchen durchbohrt.
Ihre Leichname hing man in einem eisernen Käfig an den Turm der
Lambertikirche.
1. Der Reichstag zu Augsburg. Die Reformation, d. i. das
Zurückführen der Kirche auf ihre ursMVgttch^-^ech^-, hatte in
Deutschland schon in' mehreren Ländern Eingang gefunden, so in Sachsen,
Hessen, Anhalt, Lüneburg, Mansfeld, Magdeburg, Braunschweig und in
den srüheren Reichsstädten Regensburg, Augsburg, Ulm, Frankfurt am
Main, Straßburg u. a. — Im Jahre 1525 trat ber Hochmeister
bes beutschen Ritterorbens Albrecht von Branbenburg ebenfalls
zur evangelischen Lehre über unb verwanbelte bas Orbensgebiet —
bas heutige Ostpreußen — in das weltliche Herzogtum Preußen,
das unter der Lehnshoheit des Königs von Polen stand. Einige Jahre
danach wurden auch Schweden und Dänemark reformiert. Kaiser
Karl V. konnte in diefen^IÄjren die Reformation nichk"huwern, weil er
in Italien harte Kämpfe mit dem Könige von Frankreich, mit dem zeit-
weilig der Papst im Bunde war, zu bestehen hatte. Karl blieb jedoch
endlich Sieger und wollte nach dem Frieden 1529 schnell der ReAglöns-
spaltung in Deutschland ein Ende machen, was er auch dem Papste ge-
lobt hatte (§ 46, b).
Während Karl in Italien kämpfte, hatten fein Bruder Ferdinand
und einige Fürsten die Regierung in Deutschland geführt. Diese legten