Full text: Deutsches Lesebuch für die Oberstufe mehrklassiger Schulen

Universität, und außerordentlich war die Zahl derer, die zu seinen Füßen 
zu sitzen kamen. Nicht minder wirkte er durch seine Schriften, unter 
welchen seine christliche Glaubenslehre eines der tiefsten theologischen Werke 
unserer Kirche ist. So konnte er mit Recht der „Lehrer deutschen Landes" 
— praeceptor Germaniae — genannt werden. Doch konnte er sich nie 
entschließen zu predigen. Wie Luther war auch er überaus herzlich im 
Umgang und liebenswürdig im Kreise seiner Familie. Doch all sein Leben 
und Wirken war nur stark durch die Verbindung mit Luther, durch dessen 
überlegene Willenskraft er sich — zuweilen selbst widerstrebend — leiten 
und beherrschen ließ. Als nun nach Luther's Tode alle jene Stürme her¬ 
einbrachen, die des Heimgegangenen ahnungsvoller Geist vorausgesehen, als 
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und stille daher, bauet und pflanzet, säet und begießet mit Lust, nach dem 
ihm Gott gegeben seine Gaben reichlich." Mclanchthon wiederum nannte 
Luther einen „einzigen, heldenmüthigcn Mann, durch den Gott Großes 
ausrichten wolle". So ehrten beide Männer sich gegenseitig, als von Gott 
selbst gegeben und gesandt zum Heil seiner Kirche. Von Luther veranlaßt, 
wandte sich Mclanchthon fast ausschließlich der Gottcsgelahrtheit zu, deren 
öffentlicher Lehrer er (1524) wurde. Als solcher war er eine Zierde der
	        
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