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zu tun. Dreißig Jahre hindurch ist der Dreibund ein Bollwerk des euro-
Päischen Friedens gewesen.
2. Heer und Flotte. Kaiser Wilhelm verließ sich indessen nicht bloß
aus Bündnisse; er wußte, daß der beste Hort des Friedens eiue starke, schlag,
fertige Wehrmacht ist. Deshalb vermehrte er das Heer ganz bedeutend.
Um selbst zu prüfen, ob die Ausbildung der Truppen gut sei, hielt er jedes
^ahr in einer Provinz ein großes Kaisermanöver ab. Ebenso sorgte er für
die Gründung und den Ausbau einer deutschen Kriegsflotte. Wilhelms-
Häven und Kiel entwickelten sich zu gewaltigen Kriegshäfen.
3. Einheitliches Recht. Ein großer Mangel im neuen Reiche war die
Verschiedenheit des Rechts. Was in einem Lande Recht war, war oft im
andern Unrecht. Da erschien 1879 das Strafgesetzbuch für das ganze
Reich. Seitdem werden Übertretungen, Vergehen und Verbrechen in ganz
Deutschland mit demselben Maße gemessen. Nicht so schnell ging es mit dem
Bürgerlichen Gesetzbuch. Es wurde zwar schon unter der Regierung
Wilhelms I. ausgearbeitet, trat aber erst am 1. Januar 1900 in Kraft. Der
höchste Gerichtshof ist das Reichsgericht zu Leipzig. „Leipzig hat gesprochen,
der Streit ist aus."
4. Wirtschaftliche Fortschritte. An die alte Zersplitterung erinnerte
auch die bunte Mannigfaltigkeit der Münzen, Maße und Gewichte in den
einzelnen deutschen Ländern. In Preußen rechnete man nach Talern, in den
Südstaaten nach Gulden. Es gab Groschen, Batzen und Kreuzer. Elle, Fuß
und Zoll hatten die verschiedensten Längen, und ebenso waren Pfund und
Lot, Maß und Schoppen hier größer, dort kleiner. Diesen Mißständen wurde
187o mit einem Schlag ein Ende gemacht. Von jetzt ab rechnete man überall
nach Mark, Meter, Liter, Kilogramm.
5. Post- und Telegraphenwesen. Das Reich übernahm ferner das
Post- und Telegraphen Wesen in allen deutschen Ländern mit Aus-
nähme von Bayern und Württemberg und ließ es fortan durch das Reichs-
Postamt verwalten. An seiner Spitze stand lange Zeit der Generalpost-
meister Heinrich Stephan. Durch ihn erhielt selbst jedes größere Dorf
seine Postanstalt; die kleineren bekamen Postagenturen oder Posthilfsstellen.
Telegraph und Telephon verbanden allmählich die meisten Städte und Dörfer.
Diesen Mann verehren nicht nur die Deutschen; ganz Europa uud viele
überseeische Länder sind ihm großen Dank schuldig. Früher war nämlich
das Porto für Briefe, die ins Ausland gingen, sehr hoch; ein einzelner
kostete wohl mehrere Mark. Da rief Stephan 1875 den Weltpostverein
ins Leben. Seitdem zahlt man für einen Brief, der nach dem entferntesten
Punkte nnsrer Erde geht, nur doppelt so viel wie für den, der nach einem
Orte des Inlandes befördert wird.
6. Eisenbahn- und Kanalbau. Auch das Eisenbahnwesen nahm
einen gewaltigen Aufschwung. Bis dahin hatte der Staat den Bau und den
Betrieb von Eisenbahnen meistens Privatgesellschaften überlassen. Diese legten
natürlich nur solche Strecken an, die ihnen Gewinn brachten. Arme Gegenden
blieben darum ohne Schienen. Jetzt übernahm Preußen die wichtigsten Eisen¬
bahnlinien in seinem Gebiet. Der Staat konnte auch Strecken bauen, die
sich nicht lohnten. Da wurde mancher abgelegene Winkel mit der Welt ver-