Full text: Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen

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man die beiden Nasenlöcher sieht. Man pflegt daher mit Recht 
zu sagen, der Elefant habe seine Nase in der Rand. Und diese 
Nase ist so fein, daß das Tier aus einer Gesellschaft sogleich 
die Person herausfindet, die etwas Eßbares in der Tasche hat. 
Freilich ist der Rüssel auch sehr empfindlich und mancherlei 
Gefahren ausgesetzt. 
Das Maul des Elefanten liegt tief im untern Teile des Kopfes. 
Das Tier kann damit nicht auf die Erde reichen, um sein Futter 
zu ergreifen. Das Gras rupft es mit dem Rüssel aus und reißt 
das Laub von den Bäumen, um beides in das Maul zu stecken. 
Mit dem Rüssel schöpft der Elefant Wasser und spritzt es in 
den Mund; auch bespritzt er, wenn er heiß und durstig ist, 
seinen Körper damit. 
Die vier Beine des Elefanten gleichen vier dicken, mächtigen 
Säulen, auf denen das schwere Gebäude des Riesenleibes ruht. 
Plump und steif, können sie nur zerstampfen und zerschmettern, 
was ihnen unter die Füße kommt. Da aber die Beine sehr hoch 
sind, so kann sich der Elefant trotz seiner Schwere und seiner 
plumpen Gestalt doch sehr schnell fortbewegen. Sein gewöhn¬ 
licher Gang kommt dem Trabe des Pferdes gleich; sein Trab 
aber ist schneller als der Galopp des schnellsten Pferdes. Er 
ist auch ein sehr guter Schwimmer und trägt sogar große Lasten 
glücklich über einen Strom. Dabei hält er seinen Rüssel in die 
Höhe, um Luft zu schöpfen. 
Seine Nahrung nimmt der Elefant nur aus dem Pflanzen¬ 
reiche. Die üppigen Wälder der heißen Zone bieten ihm die 
Pflanzenkost in großer Fülle dar. Mit seinem Rüssel zerknickt 
er die von den Bäumen gerissenen Äste und Zweige und schiebt 
sie in ganzen Bündeln ins Maul. Man hat Holzstücke von 
10 cm Länge und 3 — 4 cm Dicke in seinen Eingeweiden gefunden. 
Seine Lieblingsspeise ist der Reis. Gerät eine Elefantenherde 
in ein Reisfeld, so ist die ganze Ernte verloren. Ein einziger 
Elefant verzehrt gegen 50 kg Reis, und was der Riesenmagen 
nicht verspeist, das zerstampfen die plumpen Füße. 
Dieser gewaltige Riese, der den mächtigsten Tiger wie 
einen Federball fortschleudert, der den Löwen mit einem Fu߬ 
tritte zermalmt, vor dem der Mensch schwach ist wie ein Wurm, 
— dieser starke Elefant wird doch ein gehorsamer Diener des 
Menschen, der auf die Stimme seines Herrn hört, aufmerksamer 
und klüger als mancher Hund. Er weiß den leisesten Ton zu 
unterscheiden, versteht die Wünsche und Gedanken des Menschen 
oft schon, bevor sie ausgesprochen sind. Seinem Wärter ist er 
mit der wärmsten Liebe zugetan und liebkost ihn wie ein treuer 
Hund. Der Elefant ist dem Menschen Reitpferd, Lasttier, Zug¬ 
vieh, Packknecht und Soldat geworden. 
Ein Pferd vermag wohl zwei Reiter zu tragen, aber es 
macht ihm Mühe; der Elefant nimmt mit Leichtigkeit 28 Menschen
	        
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