Full text: Die vaterländische Geschichte für Elementarschulen

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Posaunenschall die Räume des Schlosses füllte, draußen 
aber die Freudenschüsse der Kanonen das denkwürdige Er¬ 
eignis verkündeten, König Wilhelm I. von Preußen 
zum Deutschen Kaiser ausgerufen. 
3. „An das deutsche Volk". — Des Kaisers 
Ansprache an das deutsche Volk aber lautet: „Wir Wil¬ 
helm, von Gottes Gnaden König von Preußen rc. rc. Nach¬ 
dem die deutschen Fürsten und Freien Städte den ein¬ 
mütigen Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des 
Deutschen Reiches die seit mehr denn sechzig Jahren ruhende 
Kaiserwürde zu erneuern und zu übernehmen, und nachdem 
in der Verfassung des deutschen Bundes die entsprechenden 
Bestimmungen vorgesehen sind, bekunden Wir hiermit, daß 
Wir es als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vaterland 
betrachtet haben, diesem Rufe der verbündeten deutschen 
Fürsten und Freien Städte Folge zu leisten und die 
deutsche Kaiserwürde anzunehmen. Demgemäß werden Wir 
und Unsere Nachfolger an der Krone Preußens fortan den 
kaiserlichen Titel in allen Unseren Beziehungen und An¬ 
gelegenheiten des deutschen Reiches führen, und hoffen zu 
Gott, daß es der deutschen Nation gegeben sein werde, 
unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vater¬ 
land einer segensreichen Zukunft entgegenzuführen. Wir über¬ 
nehmen die kaiserliche Würde mit dem Bewußtsein der 
Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reiches und 
seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Un¬ 
abhängigkeit Deutschlands, gestützt auf die geeinte Kraft 
seines Volkes, zu verteidigen. Wir nehmen sie an in der 
Hoffnung, daß dem deutschen Volke vergönnt sein wird, den 
Lohn seiner heißen und opfermutigen Kämpfe in dauerndem 
Frieden und innerhalb der Grenzen zu genießen, welche dem 
Vaterlande die seit Jahrhunderten entbehrte Sicherheit gegen 
erneute Angriffe Frankreichs gewähren. Uns aber und Un¬ 
seren Nachfolgern in der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, 
allezeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein, nicht in 
kriegerischen Eroberungen, sondern in den Gütern und Gaben 
des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Frei¬ 
heit und Gesittung."
	        
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