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trefflichen Feldzugsplan entworfen hatte. Sofort wurde be¬
schlossen, dem Feinde eine Schlacht zu liefern. Es war ein
kühnes Wagnis. Denn Benedek hatte bei Königgrätz
eine sehr feste Stellung; von dem preußischen Heere aber
konnte sich anfänglich nur die Armee des Prinzen Friedrich
Karl am Kampfe beteiligen; die Armee des Kronprinzen
stand noch meilenweit entfernt und konnte erst nach langem,
beschwerlichem Marsche auf dem Schlachtfelde eintreffen. So
waren die Österreicher beim Beginne der Schlacht weit zahl¬
reicher, als die Preußen. Dennoch begann König Wilhelm
am 3. Juli, morgens um 8 Uhr, mutig den Angriff. Und
die preußischen Regimenter, geführt von dem ritterlichen
Friedrich Karl, schlugen sich mit unerschütterlicher Aus¬
dauer, so fürchterlich auch die Feinde mit 700 Kanonen
von den gegenüberliegenden Höhen her in ihre Reihen hinein¬
feuerten. Todesmutig hielt der General Fransecky in
einem Walde der österreichischen Übermacht stundenlang stand :
aber zu lausenden sanken seine Tapfern in dem gräßlichen
Kugelregen dahin: die ganze Heldenschar schien eine Beute
des Todes. Schon war die Mittagsstunde vorüber, un¬
entschieden schwankte noch die Schlacht. Da erschien die
Armee des Kronprinzen auf dem Kampfplatze. Wie der
alte Blücher bei Waterloo, kam der ersehnte jugendliche
Held zur rechten Stunde. Mit Ungestüm stürzen sich seine
Krieger sofort auf den Feind, und die Anhöhen, welche
demselben eine so starke Stellung geboten hatten, werden
im Sturme genommen. Damit ist der Kampf entschieden:
unaufhaltsam marschiert jetzt die ganze preußische Schlacht¬
reihe vorwärts. Der König selbst setzt sich an die Spitze
der Reiterei, um den Sieg zu vollenden. Mitten in das
heftigste Geschützfeuer hinein sprengt der kriegsfreudige Helden¬
greis, und da ihn Graf Bismarck zurückhalten will, entgegnet
er freundlich: „Ich kann doch nicht davonreiten, wenn meine
brave Armee im Feuer steht". Dem Anprall der preußischen
Reiterei vermag der Feind nicht zn widerstehen: er giebt
verzweifelnd den Kampf auf; sein Rückzug wird zur Flucht.
Mit einbrechender Nacht verstummt der letzte Kanonendonner.
Das österreichische Heer hat 44,000 Mann verloren, darunter
über 22,000 Mann Gefangene; außerdem sind 174 Kanonen