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tärischen Druck die Umwandlung des Regensburger Waffenstill-
standes in einen Frieden erreichen. Statt dessen entstand ein Krieg
mit einer überlegenen Koalition. Der Kamps wurde diesmal für
Ludwig viel schwerer. Sein Verbündeter, Jakob II. von England,
überließ infolge der zweiten englischen Revolution (1688—89) fast
ohne Kampf feinem Todfeind, Wilhelm III. von Dramen, den eng¬
lischen Thron (S. 100). Es entstand eine zweite große Koalition
gegen den unruhigen Friedensstörer, deren IBeele Wilhelm von
Dramen, jetzt König von England, deren Glieder der Kaiser und das
Reich, Holland, England, Schweden, Brandenburg, Spanien und
Ipavotjen waren. Da dieser Übermacht gegenüber die Franzosen
die Kurfürstentümer Köln und Pfalz nicht behaupten konnten, ließ
der gefühllose Louvois, damit auch der Feind sich nicht darin fest-
setzen könnte, die blühenden Städte und Dörfer der Pfalz und die
anstoßenden von Württemberg, alle Drtfchaften zwischen Heidelberg
und Mannheim, Pforzheim, Rastatt, Bretten, Speyer, Worms zer-
stören (1689). Dieses barbarische Verfahren erweckte allgemeine
Entrüstung. Aber während Österreich durch den Türkenkrieg noch
gehindert war, machte Frankreich unerhörte finanzielle und mili¬
tärische Anstrengungen. Das Gold- und Silbergerät der Kirchen
wie der Privaten wurde eingefordert, das Heer auf 200 000 Mann,
die Flotte auf über 200 Schiffe mit 50 000 Seeleuten und Soldaten
gebracht. So widerstanden die Franzosen in den ersten Jahren der
Übermacht. In den Niederlanden siebte der Marschall von Luxem-
bürg bei Meurus (1690), bei Steenkerken (1692), bei Neerwmden
(1693). In Italien kämpfte Catlnat'Micklich gegen den Herzog von
Savoyen. Am Mein konnten die Franzosen sogar 1693 noch ein¬
mal in die Pfalz eindringen und Heidelberg vollends verwüsten.
Nur mx See erlitt ein Teil der französischen Flotte gegenüber der
vereinigten englisch-holländischen bei la Houaue (1692) beträchtliche
Verluste. Es war keine entscheidende Schlacht. Noch waren die
Franzosen den Engländern und Holländern zur See überlegen.
Aber die unerschwinglichen Kosten des Landkriegs ließen keine Mittel
für die Seewehr übrig, c. Ende. Schon Ende 1693 war Ludwig
völlig ej.schöpjt und suchte Frieden. Auch auf der Gegenseite, wo
England und Holland fast alle Kosten des Kriegs zu tragen hatten,
nahm die Erschöpfung mehr und mehr zu. Der Krieg zog sich fortan
nur noch matt hin. Von einer Überwältigung der Koalition konnte
keine Rede fein; in Frankreich herrschte nachgerade entsetzliche Not.
Nach langen Verhandlungen gelang es endlich dem längst zu einem
Frieden bereiten Ludwig, sich mit Wilhelm III. zu verständigen. In
1697. dem Frieden von Rijswijk (spr. Reisweik), einem Dorf zwischen
dem Haag und'Delft, (1697) verstand er sich zu manchen Opfern.
Er erkannte 1) Wilhelm von Dräniert als König von England an, gab
2) Spanien Luxemburg und die anderen Erwerbungen seit N tM-