Full text: [Bd. 1, Abth. 1] (Bd. 1, Abth. 1)

Znr physischen Geographie. 
I. Geographie des Aleeres. 
„ Den Erdball nmgiebt ringsum die Lufthülle; einen Theil seiner Außen 
seilen bedecken die Wasser, den andern, welcher mit lrockner Oberfläche der Lnft 
zugewendet ist, nennen wir Feste. Im Gegentheil jener beiden flüssigen 
Formen, die in ihrer räumlichen Gesamtheit Atmosphäre und Meer oder 
Ocean heißen, wird der feste Boden das Land genannt." So sagt Ritter 
im Eingange seiner Erdkunde. 
Wir rechten nicht mit dem großen Geographen, wenn wir dagegen mit 
dem eigensinnigen Seemann in Coopers „Pfadfinder" behaupten: „Es giebt 
gar kein festes Land, keinen Continent, sondern nur Meer, in welchen: bald 
größere, bald kleinere Inseln schwimmen." Da die Oberfläche der Erde etwa 
9,261,000 Quadratmeilen beträgt, von denen ungefähr 2,463,000 auf das 
Land, dagegen 6,798,000 auf die weite Ebene des Oceans kommen, so ist 
hier in der That das Wasser die Regel und das Land, noch nicht ganz ein 
Drittheil der Oberfläche erfüllend, die Ausnahme. Ja wenn wir im Stande 
wären, das Bett der fließenden und stehenden süßen Wasser, der Ströme 
und Seen annäherungsweise sicher zu berechnen, so würde das feste Land 
noch mehr gegen das flüssige Element zurücktreten. Auch die Bezeichnung 
„Feste" könnte man geneigt sein dem Lande abzusprechen; denn in den größeren 
Zeiträumen, die wir geognostische Perioden nennen, ändert es langsam aber 
stetig seine räumliche Ausdehnung, sowie seine Erhebung über den Meeres¬ 
spiegel , indem es bald sich ausbreitet, bald sich zusammenzieht, bald steigt, 
bald sinkt. 
Die festgewordene Rinde unseres Planeten ist noch beständigen Verände- 
ruugeu unterworfen, durch welche sie in Berge und Gebirgszüge, in Hochebenen 
oder Flachländer emporgehoben oder in engere oder weitere, flachere oder 
tiefere Thäler eingesenkt wird. Das Meer bedeckt eben nur die jedesmaligen 
tiefsten Thäler und bildet durch seinen Spiegel die Grenze, über welche sich 
das sogenannte feste Land erhebt; dieses letztere aber ist unter dem Meeres¬ 
spiegel nicht minder fest, nicht minder mannigfaltig gestaltet, als über demselben. 
Wie unbedeutend die Masse des sogenannten festen Landes zu den ungeheuren
	        
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