fall einer solchen Zahl zu widerstehen, und selbst die Kosakenhauptftadt 
Jekaderinodar könnte der Plünderung unmöglich entgehen. Aber die Zer¬ 
rissenheit des tscherkessischen Volkes gegenüber der Einheit und Disciplin 
des großen russischen Reiches führte die letzte für diese freien Bergvölker 
so traurige Katastrophe herbei. Denn Schamyl, Fürst der Tschetschenien, 
vereinigte zwar die kleinen Stämme und schlug lange Zeit die Russen 
zurück, aber endlich mußte auch er unterliegen und als Gefangener sich 
den Russen aus Gnade und Ungnade ergeben?) 
Die Auls (Dörfer) der Tscherkessen bestehen aus kleinen steinernen 
Häusern, die, gewöhnlich amphitheatralisch gruppirt, auf den Abhängen des 
Gebirges stehen. Alle diese Auls haben eine Befestigung; ein solider als 
die übrigen Wohnungen gebautes Haus dient als Citadelle, in welche sich 
die Vertheidiger, wenn die aus Dorngesträuchen bestehenden Umzäunungen 
vom Feinde durchbrochen sind, kämpfend zurückziehen. Da bei jeder rus¬ 
sischen Expedition das Eigenthum der Bewohner in Gefahr war, so verthei- 
diglen die Tscherkessen mit großer Energie die Eingänge zu ihren Auls. 
Die Bewohner des Atlas hatten in dieser Hinsicht gegen die Franzosen 
einen leichteren Stand, als die Kaukasusbewohner gegen die Russen. Die 
Dörfer der Kabylen bestehen aus elenden Strohhütten, welche von den 
Bewohnern leichten Sinnes verlassen und den Flammen geopfert werden, 
während der Tscher kesse sein steinernes Haus, dessen er in einem rauheru 
Klima bedarf, nur ungern im Stiche läßt. Die Expeditionen der Russen 
im Kaukasus waren daher immer blutiger, als die der Franzosen im Atlas. 
Der Kaukasus stellt dem von Norden andringenden Eroberer drei 
Hemmnisse entgegen: die Sümpfe in dem aufgeschlemmten Steppenlande 
am Kuban und Terek; die unermeßlichen dichten Urwälder von 
riesigen Buchen, Eichen, Eschen, Ahornbäumen, die alle Alpen und 
Schluchten der aus der Ebene aufsteigenden Voralpenketten bedecken, - 
und die hohe Alpen kette, die, den Hauptkamm des Gebirges bildend, 
baumlos mit ihren ewigen Eiskolossen das höchste Bollwerk, das letzte 
Asyl der freien Bergvölker war.*) **) 
Im Ganzen sind die Tscherkessen ein armes Volk, und diese Armuth 
wird immer mehr zunehmen, je schwieriger die Eommunicationen mit der 
*) Das eigentliche Land der Tscherkessen und der Daghestan (Domaine Schamyls) 
wurde vollständig unterjocht im Jahre 1859. Andere Theile des Gebirgslandes, die 
Striche längs dem nordöstlichen Abhänge des Kaukasus, das Land der Noga'i'zen des 
Kuban, Ossetien, die große und kleine Kabarda, ein Theil der Tschetschnja und die 
Stämme des Sulak hatten die Oberherrschaft Rußlands schon früher anerkannt 
**) „Die Kriege Timurs, Peters des Großen und Nadir Schahs gegen die Völker 
des östlichen Kaukasus haben bewiesen, daß diese Localitäten von Daghestan und 
Lesghistan zu den großen isolirten Weltburgen für Völkerstämme gehören, welche ihre 
Besitzer und Vertheidiger vor jedem Andrang von Völkerwogen zu schützen vermögen, vor 
welchen selbst die Schaaren von Kriegsknechten der gewaltigsten Machthaber zurückstieben, 
wie die wogenden Brandungen an den Küstenklippen oceanischer Eilande." K. Ritter. 
Grube, Geogr. Charakterbilder. I. 14. Aufl. 17
	        
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