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Still ist die Nacht. Die Welle rauscht
Und trägt ihn an die Uferhügel,
Wo der Kosak bewaffnet lauscht
Dem dunkeln Streif am Wasserspiegel;
Des Feindes Waffe birgt die Nacht.
Sag' an, Kosak, was sinnst Du wieder?
Gedenkest Du der heißen Schlacht,
Des Lagers und der Kriegeslieder?
Nicht mehr — Dich täuschte nur ein Traum —
Wirst Du die freie Heimath schauen.
Den stillen Don, der Wiege Raum,
Den Kampf und deine schönen Frauen!
— Es naht der Feind! Die Sehne schwirrt!
Er flieht zurück zum Wasserspiegel,
Und wie der Pfeil die Luft durchirrt,
Stürzt blutend der Kosak vom Hügel.
Oft tobt im Thal der Stürme Wuth,
Dann in der Seinen stillem Kreise.
Am Heerde, nach der Väter Weise
Sich wärmend, der Tscherkesse ruht.
Der müde Wandrer, der zu weit
Drang in der Berge Einsamkeit,
Er nähert mit dem treuen Pferde
Sich zagend dem Tscherkessenherde.
Doch wenn den Becher er geleert,
Geboten von dem güt'gen Wirthe
Mit biederm Gruß, nicht der Verirrte
Des süßen Schlafes sich erwehrt.
Er ruht im rauchigen Gemach,
Wo ihn die nasse Burka deckte,
Und läßt das gastlich niedre Dach,
Als ihn der nächste Morgen weckte.
Der muntern Gäste strömen viel
Herbei zum Bairamsfest, dem hellen,
Die Schaar der jungen Berggesellen
Erlustigt sich an Wett' und Spiel.
Die Köcher leeren sich in Eil',
Und dort, wo sich im Wolkenzüge
Der Adler schwingt mit mächt'gem Fluge,
Wählt sich sein Ziel ihr sich'rer Pfeil.
Sie stürzen sich, wie Sturmesweh'n,
Auf's Zeichen von den steilen Höh'n,
Wo sie den Staub der Fläche schlagen
Den Rehen gleich, im raschen Jagen —
Den Frieden schlicht verschmäht das Herz,
Das nur zu blut'gem Kampf geboren,
Ihr Spiel, zum Zeitvertreib erkoren,
Verdrängt gar oft entmenschter Scherz.
Wild blitzt der Säbel in der Hand —
Beim Mahle kreist das Blut geschwinder —
Des Sclaven Haupt rollt in den Sand,
Und klatschend jubeln selbst die Kinder!
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