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\58. Das Lutherdenkmal in Worms
Dächer waren voll Neugieriger. In seiner Herberge wurde er bis tief
in die Nacht von Fürsten und .Herren besucht. Am nächsten Tage führte
man ihn (durch ein Hinterpförtlein vor dem Zudrange des Volkes) in
die Reichsversammlung. Im Ratssaal klopfte ihm der alte Kriegsheld
Georg von Frundsberg auf die Schulter und sagte: „Mönchlein,
Mönchlein, du gehst jetzt einen schweren Gang, desgleichen ich und
mancher Kriegsoberster in der allerernstesten Schlacht nicht gethan. Bist
du aber auf guter Meinung und gewiß, so fahre fort und sei getrost,
Gott wird dich nicht verlassen." Im Saal fragte ihn Dr. Eck, ob er
die aufgeschichteten Bücher für die seinen anerkenne und ob er sie wider¬
rufen wolle. Nachdem man der Bücher Titel verlesen, bejahte Luther
die erste Frage und erbat sich Bedenkzeit für die zweite. Der Kaiser
meinte geringschätzig: „Der soll mich nicht zum Ketzer machen!"
Am nächsten Tage, den 18. April 1521, wurde er wieder in die 1521
Versammlung geführt. Er verantwortete sich in einer langen Rede. Als
aber der Kaiser barsch eine kurze, runde Antwort verlangte, ob er wider¬
rufen wolle oder nicht, da sprach Luther fest und glaubensmutig: „Weil
denn Kaiserliche Majestät eine schlichte, einfältige Antwort begehren, so
will ich eine geben, die weder Hörner noch Zähne (keine Umschweife und
Vorbehalte) hat. Es sei denn, daß ich mit Zeugnissen der Heiligen
Schrift oder mit öffentlichen, hellen Gründen überwiesen werde, so kann
und will ich nichts widerrufen, weil es weder sicher noch geraten ist,
etwas wider das Gewissen zu thun. Hier stehe ich, ich kann nicht anders,
Gott helfe mir, Amen."
Luther wurde hierauf in seine Herberge geleitet. Der Herzog
Erich von Braunschweig schickte ihm eine silberne Kanne mit Ein-