Borwort,
V
„Schreiblesefibel", II. Teil, und des von mir in Gemeinschaft mit E. Wießner
bearbeiteten „Deutschen Volksschullesebuches" in gegenseitig fördernden Wechsel-
verkehr treten, so wird der Lehrer die einzelnen Anschauungslektionen in den
deutschen Sprachunterrichtsstunden auf veränderte Weise leicht fortsetzen und
durch eine angemessene Wiederholung lesend und schreibend zum Abschluß
bringen können.
Um den Umfang und somit auch den davon abhängigen Preis dieses
Buches uicht unnötig anschwellen zu lassen, ist von einem Abdruck dieser
Sprachstoffe abgesehen und am Ende jeder Lektion auf die verwandten realen
und idealen Stoffe des Lesebuches, welche bei der Wiederholung zu berück-
sichtigen sind, nur kurz hingewiesen worden.
Selbstverständlich dürfen die zu betrachtenden Stoffe des heimatkund-
lichen Anschauungsunterrichts nicht in willkürlicher Weise, etwa nach den
abstrakten Gesichtspunkten der verschiedenen Lehrfächer, auseinander gerissen,
sondern müssen dem Schüler als ein Ganzes vorgeführt werden, als ein
lebensvolles Bild, zu welchem das Geographische den Rahmen bildet. Die
geographischen, geschichtlichen und naturkundlichen Stoffe reichen sich un-
gezwungen die Hand, „wohnen nachbarlich nebeneinander" und durchdringen
sich so gegenseitig, wie sie das Leben und die Natur vorführt.
Die naturkundlichen Stoffe find so anzuschließen, daß die zusammen-
gehörigen Lebewesen neben- uud miteinander betrachtet werden. Um den
Sinn für die Geschichte unseres Vaterlandes zu wecken und zu pflegen, ist
der Unterrichtsstoff in einfachster Form mit kulturgeschichtlichen Erzählungen
zu durchflechten. „Die örtliche Sage kettet das deutsche Gemüt mit an
die Heimat, sie ist sehr oft ein Kind tieffinniger, poetischer Naturanschauung
und birgt meist einen Schatz ethischer Ideen an sich." Deshalb soll die
Sage ihre Stelle finden im heimatkundlichen Anschauungsunterrichte, sie soll
der Schmuck sein, den der Lehrer bei der Wanderung durch die Heimat um
ihre Stätten legt, der Schmuck, den man den Kindern bei der Wanderung
durch die Heimat zeigen muß, da, wo er im hellen Glänze schimmert.
Der Lehrer wird in kindlich einfacher und doch gehobener Sprache
durch eine dichterische Durchdringung der Stoffe eine allseitige geistige Teil-
nähme der Schüler erwecken.
Kenntnis und Verständnis der heimatlichen Natur ist der
Kernpunkt des Unterrichts.
Der Mensch ist gewöhnt, die unendliche Fülle und Schönheit der Natur
nur da zu bewundern, wo sie ihm, wie beim Anblick riesiger Gestalten der
Tierwelt und des Pflanzenreiches, Erstaunen abnötigt, oder „wo das Gefühl
seiner eigenen Schwäche und Ohnmacht, seiner winzigen Kleinheit dem
unermeßlichen Weltgebäude gegenüber in ihm recht lebendig und rege wird,
wie es der Fall ist Mm Kampfe aufgeregter Elemente gegen einander".
Unbeachtet läßt er so manches Kleine, das doch seiner Aufmerksamkeit nicht
weniger wert ist und ihm nicht weniger das Wunder der Schöpfung ver-