Kriegführung und Bewaffnung. 
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wir denn auch, daß in jener Schlacht bei Straßburg ein Gefolge, das sich 
hätte durchschlagen können, sich ergab, als sein Führer gefangen war. 
Die alten Germanen zogen in die Schlacht mit einem wilden 
Kriegsgeschrei, das sie durch die vorgehaltenen Schilde noch furcht¬ 
barer zu machen suchten. Nicht bloß die römischen Soldaten, sondern 
auch die den Germanen verwandten und mit deren Sitten schon länger 
bekannten Gallier konnten schwer den Schauder bemeisteru, der sie bei 
diesem Wutgeschrei der Germanen befiel. Auch von Trompeten ist 
die Rede, mit denen das Zeichen zum Kampfe gegeben worden fei. 
Als eine Art von Feldzeichen oder Fahnen dienten die Zeichen der 
Gottheiten, die den heiligen Hainen entnommen und den Reihen der 
Kämpfer vorangetragen wurden. Daneben scheinen auch gewisse Ab¬ 
zeichen der einzelnen Stämme, ja sogar der einzelnen Geschlechter als 
Sammelpunkte für die Kampfesgenossen gedient zu haben. 
Die Bewaffnung der Germanen war eine sehr mangelhafte, be¬ 
sonders was die Schutzwaffen betrifft- Anfänglich war dies wohl 
die natürliche Folge des Mangels an Eisen und der Unkunde einer 
Bearbeitung desselben. Aber auch noch später scheinen wenigstens 
manche Stämme aus einem gewissen Trotz auf ihre Tapferkeit es ver¬ 
schmäht zu haben, sich hinter ähnliche Schutzwaffen, wie die Römer, 
zu verstecken, obschon sie doch die Übermacht, welche diesen letzteren ihre 
bessere Rüstung gab, kennen gelernt hatten, und obschon es ihnen an 
Gelegenheit, sich solche Schutzwaffen beizulegen, nicht fehlen konnte. 
Von Helm und Panzer wollten sie lange nichts wissen.*) Mit bloßer 
Brust, seist nackt, stürzten sie sich in den Kampf. Wenn sie ihre Köpfe 
mit den abgezogenen Fellen und Hörnern wilder Tiere bedeckten, so 
geschah dies mehr, um sich ein schreckliches Ansehen zu geben, als zu 
ihrem Schutze. Solche Helme aus Tierfellen waren es wohl, mit 
denen geschmückt die Cimbern und Teutonen den Römern einen so un¬ 
gewohnten und darum so furchtbaren Anblick boten. Wenn dieselben 
(wie Plutarch erzählt) auch metallene Panzer trugen, (vielleicht waren 
dies nur die Führer), so haten sie diese wahrscheinlich erst den ge¬ 
fallenen Römern abgenommen. Die einzige allgemein gebräuchliche 
Schutzwaffe des Germanen war der Schild. Aber auch dieser war 
unvollkommen und blieb es die längste Zeit. Wir sehen dies u. a. aus 
einer Anrede, die Germaniens an seine Truppen vor der Schlacht gegen 
Armin (15 n. Chr.) hielt. „Die Germanen", sagte er (zur Er¬ 
mutigung seiner Soldaten, die sich vor einem Zusammenstoß mit diesen 
*) In germanischen Gräbern finden sich Helm und Harnisch nur selten.
	        
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