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und Lungenmuskeln sind ohne Einwirkung des Gehirns tätig; sie bewegen sich
unwillkürlich. Übermäßiger Gebrauch schwächt die Muskeln eben so sehr wie
fortwährende Ruhe. (Nutzen des Turnens.)
4. Die Nerven sind die Werkzeuge der Empfindung. Sie bilden im Gehirn
und Rückenmark eine zusammenhängende Masse, von der sie sich in Gestalt dickerer
und dünnerer Fäden durch den ganzen Körper verzweigen. Nur Oberhaut, Nägel und
Haare sind ohne Nerven und daher gefühllos. Das Gehirn ist der Hauptsitz aller
geistigen Tätigkeit. Durch das Gehirn läßt die Seele den Willen auf unsere Be¬
wegung einwirken, und durch das Gehirn empfängt wiederum die Seele alle Eindrücke
von außen (sie nimmt wahr). Die Nervenfüden kann man mit Telegraphendrähten
vergleichen, jedoch leiten sie nicht wie diese die Depeschen hin und zurück, sondern
nur nach einer Richtung hin. Diejenigen Nerven, die unseren Willen vom Ge¬
hirn aus zu den Muskeln leiten und deren Bewegung bewirken, nennt man
Bewegungsnerven, die Nerven dagegen, die alle äußeren Eindrücke (Schmerz, Druck,
Wärme) dem Gehirn zuführen, heißen Empfindungsnerven. — Starke Erschütte¬
rungen sowie übermäßige Hitze (Sonnenstich) stören nicht selten die Hirntätigkeit,
schwächen den Verstand oder haben wohl gar den Tod zur Folge. Durch Zer¬
platzen eines Blutgefäßes im Gehirn entsteht der „Hirnschlag". Er bewirkt bei
mäßiger Ausdehnung Lähmung der entgegengesetzten Körperhälfte, bei größerem
Umfange den Tod. Besonders tritt er bei vollblütigen Menschen nach reichlichen
Mahlzeiten oder heftigen Gemütserregungeu ein.
5. Gesicht. Der Hauptkörper des Auges ist der Augapfel. Sein Inneres
wird von einem durchsichtigen Kerne (dem Augenwasser, der Kristalllinse und dem
Glaskörper) angefüllt. Außen wird der Augapfel von der weißen Augen¬
haut (Lederhaut oder undurchsichtigen Hornhaut) umgeben. Vor der Linse ist sie
durchsichtig, weshalb sie hier durchsichtige Hornhaut heißt. Sie liegt wie ein Uhr¬
glas über dem Augeuwasser. Unter der Hornhaut bemerkt man die schwarz, blau,
grau oder braun gefärbte Regenbogenhaut. In dieser befindet sich eine runde Öffnung,
das Sehloch oder die Pupille. Die dritte und innerste Hautschicht ist die Netz¬
haut. Sie wird durch die netzförmige Verzweigung des Sehnervs gebildet. Im
Auge entstehen von den Gegenständen, die wir betrachten, verkleinerte, umgekehrte
Bilder, die genau auf die Netzhaut fallen müssen, wenn wir die Gegenstände deutlich
sehen wollen. Da wir nun die Lichtstrahlen bis zu ihrem Ausgangspunkte ver¬
folgen, so erscheinen uns die betreffenden Gegenstände nicht verkleinert und umge¬
kehrt, sondern in natürlicher Größe und Stellung.
6. Pflege des Anges. Um das Auge gesund zu erhalten, beachte man
folgendes: 1) Man sehe nicht in grelles Licht und lese nicht bei hellem Sonnen¬
schein. Besonders sind kleine Kinder gegen grelles Licht zu schützen, da sich sonst
ihre Augen sehr leicht entzünden oder wohl gar erblinden. 2) Man strenge die
Augen im Dämmerlichte nicht durch Lesen, Schreiben, Nähen, Sticken u. s. w.
an. 3) Man beachte, daß das Licht beim Schreiben, Zeichnen, Nähen u. s. w. stets
von der linken, niemals von der rechten Seite einfalle, da sonst der Schatten das
Auge unnötig anstrengt. 4) Beim Lesen halte man das Buch etwa 25 em von
den Augen entfernt, vorausgesetzt, daß das Auge richtig gebaut ist. 5) Soviel als
möglich vermeide man unreine, mit Dämpfen, Rauch oder anderen Dünsten angefüllte
Luft. Auch große Hitze und Kälte wirken nachteilig auf die Augen. 6) Eiugedrungene
Fliegen, Steinchen u. dgl. suche man nicht durch Reiben zu entfernen, sondern man
hebe das Augenlid in die Höhe und wische sie mit einem leinenen Tuche heraus.
7. Gehör. Das Ohr fängt mit der äußeren Ohrmuschel (1) die Schall¬
wellen auf und leitet sie durch den Gehörgang (2) gegen das Trommelfell (3).
Durch die Erschütterung geraten die in der Trommel- und Paukenhöhle liegenden