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Wolke allmählich, indem er die aus seiner Spitze ausströmende Erdelektrizität mit
der Elektrizität der Wolke langsam vereinigt. Springt aber dennoch eine Funke über in
den Blitzableiter, so wird er ohne nachteilige Wirkung in den feuchten Erdboden geleitet.
43. Berührungsclektrizität. Wir füllen ein Trinkglas etwa 3 ¡4 voll Wasser
und gießen in das Wasser etwas englische Schwefelsäure, so daß sie ungefähr den
12. Teil des Gemisches ausmacht. In diese so verdünnte Schwefelsäure tauchen
wir eine Zink- und eine Kupferplatte, so daß sich beide nicht berühren. Das her¬
vorragende Ende jeder dieser beiden Platten ist mit einem mit Seide übersponnenen
Kupferdrahte in Verbindung gebracht. Nähert man die beiden blank geschabten
Drahtenden einander, so zeigt sich zwischen ihnen ein schwacher (oft allerdings kaum
wahrnehmbarer) Funke. Sichtbarer wird er, wenn man das eine Drahtende gegen
eine Eisenfeile drückt, die man an dem hölzernen Griff in der Hand hält, während
man mit dem anderen Drahtende über die rauhe Seite der Feile hinwegfährt. Es
entsteht dadurch ein förmliches Funkensprühen. Diese Erscheinung hat ihre Ursache
darin, daß in den beiden Platten Elektrizität erregt ist. Sie ist hervorgerufen
durch die Berührung der beiden Platten mit der Flüssigkeit. Man nennt diese
Elektrizität zum Unterschiede von der Reibungselektrizität „Berührungselektrizität".
44. Der galvanische Strom. Durch die Berührung der Zink- und Kupferplatte
mit der Flüssigkeit haben sich die Elektrizitäten in jeder der beiden Platten getrennt.
Im Zink ist die negative in das hervorragende Ende entwichen und die positive
in das in die Flüssigkeit getauchte Ende. Beim Kupfer ist es umgekehrt. Die
getrennten Elektrizitäten streben danach, sich wieder zu vereinigen. Dies kann jedoch
da, wo sich die Platten mit der Flüssigkeit berühren, nicht geschehen. Daher strömt
die positive Elektrizität des Zinks durch die Flüssigkeit in das Kupfer und die
Drähte, und die negative Elektrizität des Zinks durch die Drähte, das Kupfer und
die Flüssigkeit zum Zink zurück. Diese Doppelströmung bezeichnet man als „gal¬
vanischen Strom" (von Galvani, einem italienischen Arzte, der die Berührungs¬
elektrizität entdeckt hat). Die verbundenen Platten nennt man „galvanische Kette"
oder „galvanisches Element". Will man einen stärkeren Strom erzeugen, so muß
man eine größere Anzahl von „Elementen" zusammensetzen, indem man die Kupfer¬
platte des ersten Elements mit der Zinkplatte des zweiten, die Knpferplatte des
zweiten mit der Zinkplatte des dritten n. s. w. durch einen Knpferdraht leitend ver¬
bindet. Eine in der Weise verbundene Kette nennt man eine galvanische Batterie.
45. Elektromagnet. Wenn man ein hufeisenförmiges weiches Eisen mit
einem von Seide übersponnenen Kupferdrahte umwickelt und die beiden Draht¬
enden mit den Polen des Elements verbindet, so umfließt der galvanische Strom
das Eisen und macht es magnetisch. Der sogenannte Anker, eine kleine Eisen¬
platte, wird von ihm angezogen und festgehalten. Sobald aber der Strom unter¬
brochen wird, füllt der Anker wieder ab; denn das Hufeisen behält seine magnetische
Kraft nur so lange, als es von dem Strome umkreist wird. Ein durch einen
galvanischen Strom magnetisch gemachtes Eisen heißt ein Elektromagnet. Er ist
besonders für die Telegraphie von großer Bedeutung.
46. Der Telegraph (Abb. 12, S. 172) setzt sich der Hauptsache nach aus
4 Teilen zusammen, 1) der Batterie b (b'), 2) dem Leitungsdrahte L L, 3) dem
Schlüssel (mit dem Knopfe k (k'), 4) der Schreibvorrichtung. 1) Die Batterie dient
zur Erzeugung des galvanischen Stromes. 2) Der Leitungsdraht beginnt und mündet
in den einzelnen Stationen (A und B). Früher hatte man 2 Leitnngsdrähte, der
eine leitete den Strom hin, der andere zurück. Bald aber entdeckte man, daß ein
Draht genügt, weil die Erde den anderen Draht ersetzen kann. Um aber dieses
zu ermöglichen, ist es nötig, daß in der Anfangsstation beispielsweise der negative
und in der Endstation alsdann der positive Strom in die Erde abgeleitet wird.