Bei Blutungen, durch Verletzung einer Pulsader veranlaßt, suche
man den Blutstrom möglichst rasch zu hemmen, damit keine Verblutung
eintritt. Zu diesem Zwecke schließt man die Wunde bis zur Ankunft des
Arztes durch Fingerdiuck. Bei Arm- oder Beinwunden kann die Blutung
durch kräftige Einschnürung oberhalb der Wunde gestillt werden.
Bei Knochenbrüchen lege man einen Notvorband an, wobei das
verletzte Glied durch Schienen, Tücher und Binden in seine richtige Lage
gebracht und in derselben erhalten wird. Auch können bis zur Ankunft des
Arztes kühlende Umschläge gegeben werden.
Bei Verenkungen und Verstauchungen hat sich die erste Hilfe
auf Ruhe des verletzten Gliedes und auf kühlende Umschläge zu beschränken.
Bei Brandunfällen ist die Flamme derbrennenden Kleider durch
Wälzen auf dem Boden, durch Bedecken mit Kissen und Begießen mit Wasser
zu ersticken und die Wunde mit in Baumöl getauchter Leinwand zu belegen;
auch kann man Karbol- oder Borsalbe anwenden.
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Bei Verbrühungen mit heißem Wasser oder Dampf begieße man
Kleider und Körper mit kaltem Wasser, befreie den Verletzten vorsichtig von
den Kleidern, bestreiche die verbrühten Stellen mit Oel oder Fett und bedecke
sie mit Salicyl watte.
Erfrorene bringe man in einen kalten Raum und reibe sie tüchtig
mit kalten und nassen Tüchern oder setze sie in ein eiskaltes Wasserbad.
Alsdann stelle man künstliche Atmungsbewegungen an, indem man den Brust¬
kasten abwechselnd auszudehnen und zusammenzupressen sucht, damit frische
Luft in die Lunge eindringt. Diese Bewegungen setze man beharrlich fort,
bis selbsttätige Atembewegung eintritt. Alsdann bringe man den Kranken in
ein mäßig warmes Zimmer und beginne allmählich den Körper mit waimen
Tüchern zu reiben; auch versuche man, duivh starke Riechmittel das Bewußt¬
sein zurückzurufen.
Ertrunkene lege man auf den Bauch, damit das Wasser aus Mund
und Nase auslaufen * kann und beginne nach Entfernung der nassen Kleider
mit Wiederbelebungsversuchen. Zur Erzeugung selbsttätiger Atembewegung
halte man starke Riechstoffe an die Nase, kitzle mit einer Feder Nase und
Rachen und begieße Gesicht und Brust mit frischem Wasser. Bleiben diese
Versuche erfolglos, dann beginne man mit künstlichen Atembewegungen, die
bis zur Ankunft des Arztes fortzusetzeu sind.
Erstickte und Erhängte lege man auf wollene Decken und beginne
die Wiederbelebungsversuche mit Reizmitteln, kalten Begießungen und künst¬
lichen Atmungsbewegungen.
Bei Ohnmachtsanfällen sorge man für frische Luft, beseitige be¬
engende Kleidungsstücke und besprenge Gesicht und Brust mit frischem Wasser.
Bei Schlaganfällen, die gewöhnlich durch Bluterguß in das Gehirn
verursacht werden, suche man dem Kranken ein bequemes Lager zu bereiten.
Ist sein Kopf rot und heiß, mache man Eisaufschläge, ist er blaß und kühl,
reibe man die Glieder mit wollenen Tüchern. Das weitere überlasse man
dem Arzte.
Bei Vergiftungen durch Genuß giftiger Speisen ist die Eingebung
eines Brechmittels zu empfehlen. Die Anwendung von Gegengiften ist Sache
des Arztes.
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